Gastartikel: Burda ehrt Homophobie – Bambi für Bushido

11.11.2011 – Gestern Abend erhielt der Rapper Bushido in Wiesbaden den Bambi Integrationspreis. Der Medien- und Fernsehpreis der Hubert Burda Media wird seit 1948 jährlich verliehen. Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass Bushido einen „wertvollen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis sozialer Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln“ leiste und sich „gegen Gewalt und für ein respektvolles Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft“ einsetze.

Die Verleihung des Bambi-Integrationspreises an den Rapper wurde von verschiedenen Seiten stark kritisiert, da dieser in der Öffentlichkeit vor allem für seine frauenfeindlichen und homophoben Äußerungen bekannt ist.

Zu diesem Thema veröffentliche ich einen Gastartikel des Lesers „selcarim“

Integrations- Bambi des Burda-Verlags für den deutschen Rapper Bushido

Geboren am 28.09.1978 in Bonn, als Sohn einer deutschen Mutter und eines tunesischen Vaters (der trennte sich früh von der Mutter seines Sohnes) wuchs Bushido, als deutscher Staatsbürger, bei der allein erziehenden Mutter in Berlin auf.

In seinem, selbst verfassten, Song „Berlin“ fand sich 2003 die Textzeile: „Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel.

Nach öffentlichen Protesten weigerte sich seine Plattenfirma (Universal-Records) im Jahre 2005 die Sequenz „Ihr Tunten werdet vergast“ zu veröffentlichen.

Bei einem Konzert 2007 beschimpfte er, gegen Homophobie demonstrierende Schwule und Lesben, von der Bühne herab: „Die Wichser können demonstrieren, sich aufhängen – ich scheiß drauf“.

In einem Interview 2009 erklärte er: „Ich finde es nicht normal, schwul zu sein“. Auf Proteste von Schwulen und Lesben reagierte er mit dem Zeigen des Mittelfingers.

 

Aufgrund dieser öffentlichen Proteste hat Bushido immer wieder scheinbar eingelenkt, aber nur um kurze Zeit später in seinen krankhaften Hass gegen Schwule und Lesben zurück zu verfallen und diesen dann erneut öffentlich in volksverhetzender Weise zu artikulieren.

Als bekannt wurde, dass Bushido gestern ausgerechnet einen Bambi für „seine Verdienste um Integration“ bekommen sollte, fühlten sich weltweit Schwule und Lesben vom Burda Verlag verhöhnt und organisierten Proteste:

Eine Facebook-Gruppe gegen die Auszeichnung organisierte in kurzer Zeit mehr als 13.500 Unterstützer. Auf Twitter wurde Bushido ebenfalls zum Thema. Und Teilnehmer einer spontanen Demonstration am Ort der Preisverleihung (Wiesbaden) trugen Plakate wie „Bambi der Schande“ und hielten Songtexte von Bushido in die Höhe.

Bei der gestrigen Bambi-Verleihung äußerte sich der, ebenfalls ausgezeichnete, schwule Sänger der deutschen Popgruppe „Rosenstolz“, Peter Plate, auf der Bühne über Bushido, ohne dessen Namen zu nennen, wie folgt: „(…) er freue sich, bei der Verleihung dabei zu sein aber, um morgen noch in den Spiegel schauen zu können, müsse er etwas sagen. Es sei sicher richtig, Menschen eine zweite Chance zu geben. Aber einen Sänger auszuzeichnen, der Sachen singt und sagt, die frauenfeindlich, schwulenfeindlich, schlicht menschenverachtend sind, finde er nicht korrekt …“ Dafür erhielt Plate Beifall.

Der so kritisierte bat sich daraufhin ausgerechnet den „Respekt“ aus, den er Schwulen, Lesben und Frauen so offenkundig versagt.

 

Im Vorfeld der Auszeichnung hatte der Preisverleiher (Burda Verlag) alle Kritik zurückgewiesen und trotzig darauf beharrt Bushido als „gelungenes Beispiel für Integration“ auszuzeichnen. Ganz abgesehen von den homophoben und frauenverachtenden Ausfällen des Rappers, kann ich nicht nachvollziehen, wieso ein, als Deutscher Geborener und in Deutschland Aufgewachsener sich „integrieren“ musste, obwohl er nicht als Migrant ins Land kam, sondern seit seiner Geburt in Deutschland alle staatsbürgerlichen Rechte für sich in Anspruch nehmen konnte.

Die Proteste gegen die Preisverleihung reißen indes nicht ab. Politiker und Prominente zeigen sich empört über den Burda-Verlag und in der schwul-lesbischen Community wird zum Boykott von Burda-Produkten* aufgerufen.

Burda-Verlag

  • Bunte (1948–54 als „Das Ufer“, später „Bunte Illustrierte“)
  • Focus (1993); Focus-Money, Focus-Schule
  • Neue Woche (1998)
  • Superillu (1990)
  • Tomorrow (1999 bis Februar 2009)
  • TV Spielfilm
  • TV Today
  • TV Schlau
  • TV Spielfilm XXL
  • ARD Buffet

Zielgruppenzeitschriften

  • Amica (bis Mai 2009)
  • Elle (1988, mit Groupe Hachette), Elle Bistro (1997), Elle Decoration (1990)
  • Frau im Trend
  • freundin (1962 übernommen)
  • Playboy

Special-Interest-Zeitschriften

  • Burda Moden (1950); Burda Spezial.
  • Chip; Chip Foto Video Digital, Chip Sonderheft, Chip Test & Kauf.
  • Cinema
  • Das Haus (1949), Das Haus ideenMagazin, Das Haus Spezial
  • Fit for Fun
  • Freizeit Revue (1970); Freizeit-Revue Profi Rätsel, Freizeit Revue Rätsel Hitparade
  • Gartenspaß
  • Gartenträume
  • Glücks-Revue (1986); Glücks-Revue Spezial Rätsel, Glücks-Revue Spezial Rätsel Basar.
  • Gourmetträume
  • Guter Rat („Verbrauchermagazin“, 2002 übernommen)
  • Instyle (1999 übernommen)
  • Lisa (1994) Lisa Kochen und Backen (1997); Lisa Wohnen und Dekorieren (1998) Lisa Blumen und Pflanzen (2001).
  • Mein schöner Garten (1972)
  • Meine Familie & ich (1972 übernommen)
  • Freizeit Revue
  • Viel Spaß (1999)
  • Wellfit (2001).
  • Wohnen & Garten
  • Wohnenträume
  • Young (bis Februar 2009)

TV- und Radiosender

  • Burda Broadcast Beteiligungen:
  • BB Radio 50,0 %
  • Donau 3 FM 50,0 %
  • Ostseewelle 46,3 %
  • Studio Gong-Gruppe 41,7 %
  • Radio Teddy 17,5 %
  • Antenne Bayern 16,0 %
  • München TV 16,0 %
  • Radio Arabella 15,0 %
  • Die neue Welle, Karlsruhe 13,9 %
  • Radio Galaxy 10,5 %
  • Big FM, B-W 10,1 %
  • Hit Radio FFH 4,2 % (gehört zur Radio Tele FFH-Untergruppe, die auch planet more music radio und harmony.fm betreibt)
  • RTL II 1,1 %
* Quelle: Wikipedia

57 Kommentare

Eingeordnet unter Kultur

57 Antworten zu “Gastartikel: Burda ehrt Homophobie – Bambi für Bushido

  1. King Nothing

    Vom Inhalt seiner „Musik“ mal abgesehen, ist Bushido außerdem noch ein überführter Plagiator:

    http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,685251,00.html

    Man muß dazu wissen, daß Bushido selbst andere mit Vorliebe abmahnen läßt, etwa Rentner vor Gericht schleppt, weil über deren ungesichertes WLAN Lieder von ihm heruntergalden wurden, oder auch nur ebay Händler deswegen, weil sie Klamotten im „Bushido Style“ verkaufen wollten. Er selbst klaut also schamlos bei anderen Künstlern ganze Lieder, in die er denn seinen Sprechdurchfall einbaut, und nutzt auf der anderen Seite die Gesetze, um andere wegen Verletzungen des Urheberrechts zur Kasse zu bitten. Ich finde, so etwas läßt schon tief blicken was den Charakter dieses Menschen betrifft.

    Ich kaufe ihm seinen angeblichen Sinneswandel jedenfalls nicht ab. Meiner Meinung nach geht es diesem Menschen nur um eines: Möglichst viel Kohle zu machen. Daß böse Rapper auf einmal lammfromm werden, kennt man ja auch aus den USA. Schließlich soll die Platte ja auch im Wallmart stehen. Genauso ist es auch bei Bushido. Der ganze Imagewechsel ist PR-Strategie. Man hätte daher vielleicht besser sein Management ausgezeichnet.

    P.S.: An der Stelle des Sängers von Rosenstolz, wäre ich zwar dort erschienen um mein Statement abzugeben, hätte den Preis aber nicht angenommen. Wahrscheinlich hat man aber auch bei Rosentolz Angst, es sich mit dem Burda Verlag komplett zu verderben und dann in diversen Blättchen in Grund und Boden geschrieben zu werden. In der deutschen Medienlandschaft, in denen alles in den Händen von wenigen mächtigen Konzernen ist, leider eine keineswegs unbegründete Befürchtung. Daher war überhaupt etwas zu sagen, auf jeden Fall mutig.

    • Walter West

      Bushido hat keine ganzen Lieder geklaut. Das steht auch nicht so in dem verlinkten Artikel. Da ist die Rede von Songfragmenten, Tonfolgen, Loops. Im HipHop und nicht nur da ist es üblich Teile anderer Beats und Songtexte zu samplen u. Ä. und daraus was Neues zu erschaffen. Das ist keineswegs verwerflich. Gibt es in anderen Künsten ebenso, dass man sich gegenseitig beeinflusst. Vorwerfen könnte man Bushido vielleicht die Masse der Loops und die geringe Veränderung der Ursprungsmusik, ob er es sich da nicht ein wenig zu einfach gemacht hat. Auf jeden Fall hat er diese vorher rechtlich nicht klären lassen, d. h. die Freigabe nicht erbeten und die anderen Musiker finanziell nicht beteiligt. Dafür wurde er verurteilt. Alles klar so weit?

      • King Nothing

        Du hast schon Recht … natürlich gibt es nicht nur im Hip Hop immer mal wieder „Loops“, mit denen sich Künstler aus den Stücken anderer bedienen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber man muß den Urheber/Komponisten vorher um Erlaubnis bitten.

        Leider ist der im Artikel befindliche Vergleich anhand der eingebundenen Videos nicht mehr hörbar. Aber man kann bei Interesse ja auch nochmal danach bei Google/YouTube suchen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, ob es überzogen ist zu behaupten, er hätte ein ganzes Lied geklaut.

        Wenn man sich jedenfalls etwas nimmt ohne vorher um Erlaubnis zu fragen, dann ist das nun mal Diebstahl. Auf der einen Seite werden Videos von YouTube verbannt auf denen Kleinkinder tanzen, nur weil sich die Rechteinhaber der Musik, die im Hintergrund spielt, beschweren und darin einen Rechtsbruch sehen und auf der anderen Seite soll Bushido so etwas im Rahmen der künstlerischen Freiheit erlaubt sein? Da erst Recht nicht, weil er im Gegensatz zu einem Privatmenschen (bei dem es meiner Meinung nach ausdrücklich erlaubt sein sollte) nämlich damit ja auch sehr viel Geld verdient. Deswegen war das meiner Meinung nach keineswegs eine Bagatelle, schon gar nicht, wenn es so oft passiert. Und ich kann mir vorstellen, daß die Band auch mit in Aussicht gestellter finanzieller Beteiligung die Nutzung ihrer Musik womöglich nicht gestattet hätte. Sie störten sich ja offenbar auch an der Brutalität seiner Texte. Vielleicht ging es den Klägern daher um mehr als um bloße finanzielle Entschädigung.

  2. Ich habe die Diskussion nur kurz überflogen und weiß daher nicht, ob dieser Link zu Spiegel TV in der Plagiatsangelegenheit schon untergebracht wurde. Ich mache es einfach mal:

    Darüber hinaus fand ich die Bushido-Rede vor allem witzig – Satire pur. Wer sie noch einmal nachlesen will – alles original, ich habe NICHT drin rumgefummelt.

    http://www.ybersinn.de/2011/11/14/er-hat-mir-den-respekt-gegeben/

  3. Anonymous

    Hallo. Nur mal so nebenbei gesagt: jeder der jetzt Heino feiert, weil er seinen Bambi zurück gibt, weil ein ex-krimineller und LESBEN UND SCHWULER Hasser den Preis bekommt, sollte mal überlegen wie ein Streng-katholisch erzogener (wie Heino) über Schwule und Lesben denkt. Na kapiert? Wen nicht 😛

    • Anonymous schrieb am 15. November 2011 um 00:59 Uhr u.a.
      „Hallo. Nur mal so nebenbei gesagt: jeder der jetzt Heino feiert (..) sollte mal überlegen wie ein Streng-katholisch erzogener (wie Heino) über Schwule und Lesben denkt. Na kapiert? Wen nicht :-)“

      Frage 1
      Wer feiert Heino? Bitte Quellen angeben
      Frage 2
      Wie denkt Heino über Schwule und Lesben? Bitte Quellen angeben.
      Frage 3
      Was soll, Deiner Meinung nach kapiert werden?
      a) dass Heino „trotzdem“ ein reaktionärer Schwulenhasser bleibt? Wer leugnet das?
      b) das Bushido, als Nicht-Migrant, der nur so tut, als sei er das, nicht „so schlimm ist“, wie der „deutschnationale Schwulenhasser“ Heino?

      Worum geht es Dir bei Deinem Kommentar?
      Um Relativierung und damit Verharmlosung der homophoben Ausfälle von Bushido?

  4. martin

    Heino:Mir egal ob zwei Männer sich gegebseitig die Nudel knuspern ,finde es ekelhaft…(Focus 2/1995)

  5. „Diskriminierende Inhalte – Peter Maffay trennt sich von Bushido
    Bei der Bambi-Verleihung vor einem Monat noch ein Herz und eine Seele: Bushido und Peter Maffay. Jetzt reicht es selbst Peter Maffay: Weil Bushido bislang keine Konsequenzen aus seinen diskriminierenden Texten gezogen habe, stellt er die Zusammenarbeit mit dem 33-jährigen Rapper ein (…)“ Quelle: ‚Queer.de‘ 01.12.2011 http://bit.ly/u43CFN

  6. Auf Peter Maffay ist am Ende dann eben doch immer Verlass. Von wegen zweite Chance für Bushido …

  7. Nur ein bißchen ‚off topic‘ …

    Lala Süsskind, die scheidende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, wurde für ihr Engagement gegen Homophobie mit dem ‘Tolerantia-Preis’ geehrt.

    Vor den geladenen Gästen (Vertreter von Lesben- und Schwulenorganisationen aus der ganzen Welt) überreichte am vergangenen Donnerstag im Roten Rathaus Berlin der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit den Preis. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg) bedankte sich, wie auch das Anti-Gewalt Projekt Maneo, bei Frau Süsskind für ihr herausragendes Engagement.

    ‘(…) Als das ‘Bündnis gegen Homophobie’ 2009 gegründet wurde war die Jüdische Gemeinde Berlin die einzige Religionsgemeinschaft, die zu den Gründungsmitgliedern zählte. Von Anfang an hat Lala Süsskind die so genannte „Regenbogenbrücke“ zwischen Berlin, Tel Aviv und Köln unterstützt. Und auch in Berlin hat sie sichtbare Akzente gegen Homophobie und Hassgewalt gesetzt (…) die Jüdische Gemeinde zu Berlin und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg können auf eine kontinuierliche und fruchtbare Zusammenarbeit zurückblicken (…)

    (…) Lala Süsskind selbst bezeichnete ihr Wirken als „Selbstverständlichkeit“ gesellschaftlichen Engagements. Der lange Applaus der geladenen Gäste machte hingegen deutlich, welche herausragende Anerkennung Lala Süsskind genießt (…)’
    Quellen: ‘Play Pride’ 02.12.2011 und ‘Queer.de’ 02.12.2011

    Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank, Lala Süsskind!
    selcarim / Knüppel

    http://bit.ly/dTFI5g
    http://bit.ly/sfEu3B

  8. „Nachwehen“ … 🙂

    Zweifelhalfte Ehrung für homophoben Deutsch-Rapper Bushido durch Cicero-Journalisten Moritz von Uslar:

    „Micha Schulze (Queer.de Geschäftsführer und Gründer) schreibt an den Journalisten Moritz von Uslar, der in der aktuellen Ausgabe des Politikmagazins Cicero eine ‚Liebeserklärung‘ an den homophoben Bambi-Gewinner Bushido veröffentlicht hat“, Queer.de 10.01.2012 http://bit.ly/A9mnP5

    incl. eines Kommentars von @selcarim (aka @Knueppel) an Micha Schulze

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