Selbstversuch Wikipedia: Löschen was nicht passt

27.1.2012 – Heute ist nach 15 Tagen ein kleines Experiment in eigener Sache zu Ende gegangen. Am 12. Januar hatte ich bei Wikipedia einen Artikel über dieses Blog eingestellt und in der vergangenen Nacht, um 2.08 Uhr, wurde er von einem aus der Schweiz stammenden und in den USA lebenden Tierarzt gelöscht, weil er das Blog nicht für relevant hält.

Dieser Veterinär ist Mitarbeiter in der Wikipedia Redaktion für Medizin. Sein Fachgebiet sind Krankheiten von Rassehunden. Und weil er einer von rund 1.000 Administratoren ist, steht ihm das Recht zu, Beiträge aus dem Lexikon nach Gutdünken zu löschen.

Warum Wikipedia?

Wie wohl die meisten von uns bin ich ein mehr oder weniger regelmäßiger Nutzer der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Schon seit längerer Zeit hat es mich interessiert, wie konkret darüber entschieden wird, ob ein Thema, ein Begriff, eine Organisation oder eine Person im Lexikon auftauchen oder nicht.

Seit ich dieses Blog im Mai 2011 begann, habe ich die Wikipedia Richtlinien für Webseiten (diese sind auch für die Relevanz  von Weblogs maßgeblich) im Auge behalten. Ende letzten Jahres habe ich festgestellt, dass das Blog inzwischen gleich mehrere der geforderten Kriterien erfüllt.

Also war es Zeit für meinen „Selbstversuch Wikipedia“. Ich habe einen vierteiligen Artikel vorbereitet, in dem ich mich, neben einer allgemeinen Definition, mit den Abschnitten „Inhalt“, „Verbreitung“ und „Erwähnungen“ beschäftigt habe. Mit insgesamt 23 Quellenangaben habe ich dabei Themen, Interviewpartner, Besprechungen, Zweitveröffentlichungen und Empfehlungen belegt.

Ich habe die Besucherzahlen des Blogs offen gelegt, die Position bei verschiedenen Blog-Ranking und Traffic-Diensten dokumentiert und deutlich gemacht, dass ich den Eintrag selber geschrieben habe. Eingestellt habe ich den Beitrag am 12. Januar um 16.00 Uhr. Drei Stunden und 39 Minuten später wurde der Eintrag erwartungsgemäß „zur Löschung vorgeschlagen“. Der Antrag stammte von einem Wikipedia Mentor, der im Hauptberuf Chemiker ist und der sich bisher an der Enzyklopädie beispielsweise mit Artikeln über das „Schlenk-Gleichgewicht“, die „Karminsäure“ oder die „Fritsch-Buttenberg-Wiechell-Umlagerung“ beteiligt hat.

Seine Begründung für den Löschantrag am 12. Januar um 19.39 Uhr:

Sieht jemand Relevanz für diesen Blog? Ich sehe da nur Werbung für eine irrelevante Website.“

Die Kriterien für Relevanz

Eines vorab: Laut Wikipedia wird es nicht empfohlen, selber einen Artikel über sich oder über ein eigenes Projekt zu schreiben. Dies verstößt zwar nicht gegen die Richtlinien und ist damit grundsätzlich erlaubt. Allerdings warnt die Enzyklopädie davor, dass es in diesem Fall erfahrungsgemäß zu besonders heftigen Diskussionen kommt, auf die man eingestellt sein soll.

Um Herauszufinden, ob ein bestimmter Gegenstand für die Aufnahme in die Online-Enzyklopädie geeignet ist, stellt Wikipedia Richtlinien für unterschiedliche Themen zur Verfügung. Blogs fallen dabei unter die Relevanzkriterien für Websites.

Grundsätzlich wird hier als entscheidendes Kriterium genannt, dass eine Website über eine allgemeine und überregionale Bekanntheit verfügen sollte. Da die Bezifferung von Bekanntheit eine schwierige Sache ist, nennt die Enzyklopädie hier eine ganze Reihe von Kriterien und Indizien zu deren Bemessung. Ist eines davon erfüllt, dann kann laut Wikipedia von Relevanz ausgegangen werden.

Genannt werden hier beispielsweise „Berichterstattungen über die Seite in eigenen Artikeln/Sendungen in überregionalen Printmedien, Hörfunk, Fernsehen, sowie in Online-Magazinen“, „Eine sehr hohe Trefferzahl (>100.000) oder ein hoher Pagerank in Suchmaschinen“ oder „Häufige Zitierung auf anderen Seiten“.

Da dieses Blog in den vergangenen Monaten von verschiedenen überregionalen Medien (darunter Deutschlandradio, Süddeutsche Zeitung, Märkische Allgemeine, etc.) erwähnt wurde, es bei der Google Suche mehr als 100.000 Ergebnisse hervorbringt und einzelne Artikel oder Teile davon auf vielen anderen Seiten (darunter Nachdenkseiten, Saarländische Online-Zeitung, Humanistischer Pressedienst der Giordano Bruno Stiftung, Fefes Blog, etc.) zitiert wurden, konnte ich von Relevanz nach den Richtlinien der Wikipedia ausgehen.

So dachte ich zumindest, aber die nun folgende Diskussion belehrte mich eines Besseren.

Die Diskussion

Zur Erklärung: Wenn ein neuer Wikipedia Artikel geschrieben wird und jemand der Auffassung ist, dass er gelöscht werden sollte, dann kann er dies beantragen. Über dem Artikel wird dann ein entsprechender Hinweis veröffentlicht und jeder ist dazu aufgerufen, sich an der Diskussion darüber zu beteiligen, ob der Eintrag gelöscht oder behalten werden soll.

In der Regel läuft diese Diskussion über einen Zeitraum von sieben Tagen. Am Ende entscheidet dann ein Wikipedia Moderator alleine über die Löschung. Dazu soll er die in der Diskussion genannten Argumente berücksichtigen und sich selber um eine neutrale Position bemühen.

Natürlich habe ich die Diskussion aufmerksam verfolgt und mich daran auch beteiligt, wenn ich mit etwas nicht einverstanden war oder falsche Tatsachen genannt wurden. Die Löschdiskussion bleibt, im Gegensatz zu gelöschten Artikeln, übrigens erhalten, so dass sich hier jeder selber ein Bild davon machen kann.

Zusammengefasst zeichneten sich vier verschiedene Reaktionsschemata ab. Da waren erstens die erfahrenen „Wikipedianer“, die sich gezielt mit den Relevanzkriterien auseinander gesetzt haben. In einigen Fällen wurde dabei von falschen Voraussetzungen ausgegangen, wenn zum Beispiel unterstellt wurde, dass ich Erwähnungen in anderen Medien selber geschrieben hätte. Da ich weder zu den Mitarbeitern der Nachdenkseiten, noch zu den Redakteuren der Süddeutschen Zeitung, der Märkischen Allgemeinen, der Druckausgabe von „der Freitag“ oder dem Deutschlandradio gehöre und von daher kaum in Lage wäre, mich dort selber zu erwähnen oder zu empfehlen, habe ich solche Statements jeweils mit genauen Quellenangaben widerlegt.

Zweitens gab es Kommentatoren, die von vornherein die Relevanz deutschsprachiger Blogs in Abrede gestellt haben, es für eine Unverschämtheit hielten, dass ich es überhaupt gewagt habe, den Artikel selber zu schreiben und das auch noch zuzugeben oder die Anstoß daran nahmen, dass ich mich überhaupt an der Diskussion beteilige, statt „in mich zu gehen“ und darüber nachzudenken, „worum es hier eigentlich geht“.

Drittens gab es ein paar eher polemische Betrachtungen, die mangelnde Relevanz feststellten, weil ich an einer Stelle im ursprünglichen Beitrag versehentlich „eine“ statt „ein Blog“ geschrieben hatte und die in meiner Schwäche in Sachen deutscher Sprache ein Merkmal für mangelnde Relevanz sahen. Außerdem direkt drei Kommentare von einem „Troll“, der den „reißerischen“ Eintrag als „schlechten Scherz“ geißelte, mit unterstellte ein „Aufmerksamkeitstäter“ zu sein, dem Blog „Ramschniveau“ bescheinigte und die Erwähnungen bei den Nachdenkseiten und in anderen Blogs darauf zurückführte, dass es sich hierbei um „linke Seiten, die aus linken Arealen schöpfen“ handle, in die jeder „rein kommt, der sich aufdrängt“.

Viertens gab es eine Reihe von Kommentatoren, die nicht aus den Reihen der „Wikipedianer“ stammen sondern die stattdessen auf meine Bitte bei Facebook reagiert haben, sich an der Diskussion zu beteiligen und die sich überwiegend dafür aussprachen, dass der Eintrag über das Blog erhalten bleiben soll.

Meine eigene Rolle bei der Debatte bestand vor allem darin, dass ich immer wieder darum gebeten habe, Ablehnung nicht über persönliche, stilistische oder Aspekte der Sympathie zu begründen sondern anhand der verbindlichen Kriterien. Leider wurde auf diese Aufrufe nicht reagiert.

Stattdessen fällte ein einzelner Wikipedia Moderator in der vergangenen Nacht um 2.08 die Entscheidung, den Eintrag zu löschen. Hierbei handelt es sich um einen in den USA lebenden und aus der Schweiz stammenden Tierarzt, der sich selber auf Wikipedia Artikel über Krankheiten bestimmter Hunderassen spezialisiert hat. Sein lakonischer Endkommentar:

Gelöscht, keine Relevanz per Wikipedia Richtlinien für Webseiten erkennbar.“

Was ist Wikipedia?

Über die Löschung meines Eintrags bin ich nicht am Boden zerstört. Ich hatte seit längerem auf eine Gelegenheit gewartet, die Erstellungs-, Zulassungs- und Löschprozesse bei der deutschen Wikipedia einmal aus der Nähe zu erleben und zu betrachten. Von daher handelte es sich bei dem Eintrag hauptsächlich um ein Experiment und die Grundlage für eine kleine Recherche.

Mehrmals wurde mir innerhalb der Diskussion unterstellt, ich wolle lediglich für das Blog werben. Jeder, der Wikipedia schon einmal genutzt hat, weiß um den Unsinn dieser Unterstellung. Eine Enzyklopädie benutzt man schließlich nicht, um sich über neue Produkte, Phänomene oder Medien zu informieren sondern in der Regel, um sich über etwas zu informieren, das man bereits kennt.

Erwähnungen bei Wikipedia können zwar unter Umständen einen Einfluss auf das Ranking von Webseiten bei den Suchmaschinen haben. Auch für diesen Effekt benötige ich allerdings keinen eigenen Eintrag, da verschiedene Artikel aus dem Blog ohnehin schon länger bei Wikipedia referenziert sind.

Da ich die Online-Enzyklopädie selber regelmäßig benutzt, drängt sich mir angesichts der geschilderten Erfahrungen eine bestimmte Frage auf: Wovon ist es abhängig, ob wir bei Recherchen per Wikipedia Artikel zu bestimmten Themen finden? Wer entscheidet letztlich darüber, welche Gegenstände in diesem sehr weit verbreiteten und stark genutzten Nachschlagewerk, das für viele Benutzer Referenzcharakter hat, behandelt werden?

Die Antwort stimmt nachdenklich: Genau einer der rund 1.000 Moderatoren der deutschsprachigen Wikipedia trifft alleine(!) die Entscheidung darüber, ob ein Beitrag im Lexikon bleibt oder ob er gelöscht wird. Hierbei kann es sich um einen Vertreter ganz beliebiger Fachbereiche und politisch-gesellschaftlicher Auffassungen handeln. Der Moderator muss seine Entscheidung nicht begründen, er muss nicht auf die vorangegangene Diskussion eingehen und er schuldet niemandem Rechenschaft über seine Entscheidung.

Kommt er, aus welchen Gründen auch immer, zu dem Schluss, dass er einen bestimmten Artikel für ungeeignet hält, dann kann er ihn innerhalb weniger Sekunden löschen, verbunden mit der Folge, dass das betreffende Thema in Wikipedia ab dann nicht mehr auffindbar ist.

In Bezug auf die (politische) Blogosphäre führt diese Vorgehensweise zu einem interessanten Effekt: Hier finden sich in der Kategorie „Weblogs“ nämlich zwar Einträge über Henryk M. Broders „Achse des Guten“, über das rechtsradikale, österreichische Blog „Alpen-Donau.info“, das rechtsextreme, antisemitische und homosexuellenfeindliche „kreuz.net“ oder über die islamfeindliche und rassistische Plattform „Politically Incorrect“. Artikel über linksliberale oder linke Blogs sucht man hier allerdings eher vergebens, wenn man einmal von den Nachdenkseiten absieht.

Dies kann nun zum einen daran liegen, dass niemand auf den Gedanken kommt, über solche Publikationen einen enzyklopädischen Artikel zu schreiben. Zum anderen ist es aber ebenso möglich, dass mit entsprechenden Einträgen so verfahren wird, wie ich es anhand meines Blogs beschrieben habe: Wenn der Beitrag irgend einem Wikipedia Moderator aus irgend einem Grund nicht passt, dann wird er gelöscht.

Die Bandbreite dieser Gründe kann von nachvollziehbaren, inhaltlichen Einwänden, über persönliche Animositäten bis hin zu einer abweichenden politischen Auffassung reichen. Da es jedem Moderator grundsätzlich überlassen bleibt, seine Entscheidung mit der angeblich fehlenden und kaum objektiv überprüfbaren Relevanz zu begründen, ist im Prinzip kein Thema davor geschützt, aufgrund ganz subjektiver Einstellungen und Beweggründe nie in der Wikipedia aufzutauchen.

Hieraus leiten sich zwei praktische Konsequenzen ab: Erstens sollte man sich bei der Recherche per Wikipedia immer darüber im Klaren sein, dass ein Thema, auch wenn es dort nicht referenziert ist, wichtig sein kann. Zweitens sollten kritisch, liberal, humanistisch oder links eingestellte Autoren das Feld nicht den bisherigen „Wikipedianern“ alleine überlassen, sondern sich mit eigenen Einträgen, Diskussionsbeiträgen und Veränderungen an bestehenden Artikeln selber in die Enzyklopädie einbringen. Solange vor allem Computer-Nerds, Naturwissenschaftler oder Rechtschreib-Fanatiker alleine darüber entscheiden, was in Deutschland unter enzyklopädischen Gesichtspunkten politisch relevant ist, besteht hier Handlungsbedarf.

Schließlich besteht der bemerkenswerte Grundgedanke von Wikipedia darin, „das Internet zur gemeinsamen Entwicklung einer Enzyklopädie zu verwenden“. Wenn schon die Chance besteht, dass ein Nachschlagewerk nicht von einem einzelnen Konzern herausgegeben und bestimmt sondern stattdessen von allen gemeinsam erarbeitet wird, dann sollten sich auch möglichst viele Menschen, mit vielen unterschiedlichen Blickwinkeln, Fachgebieten und Einstellungen dort einbringen.

88 Kommentare

Eingeordnet unter Kultur, Politik

88 Antworten zu “Selbstversuch Wikipedia: Löschen was nicht passt

  1. Pingback: Selbstversuch Wikipedia: Löschen was nicht passt | Die besten deutschen Blogs aller Zeiten

  2. meines Wissens sind die Artikel dort nicht gelöscht, sondern nur unsichtbar und man kann die Aufhebung der Löschung beantragen. Daher eine Frage an die Eingeweihten: wie sinnvoll ist das denn?

  3. Pingback: Selbstversuch Wikipedia: Löschen was nicht passt | Jacob Jung Blog « TJS-Telegramm

  4. Ich bin heute durch Zufall auf den Namen folgender Kollegin gestoßen, Kollegin deshalb, weil wir beide an der HfBK in Hamburg studiert und Künstler fotografiert haben. Frau Platen ist bei wikipedia vertreten, d.h. über sie gibt es dort einen Artikel.

    Da kann man sich auch fragen, wieso, weshalb, warum?

    Die Entscheidungen, wer dort reinkommt und wer nicht, sind nicht frei von Zufälligkeit und Willkür. Wenn Leute keine Ahnung haben von der politischen Bedeutung deines Blogs, spricht es gegen diese Leute und für die Notwendigkeit deines Blogs, damit weiterzumachen.

  5. Ich finde es schade, das besagter Veterinärmediziner sich dies alleine angemaßt hat. Dieses Blog hat mehr als eine bloße Erwähnung in Wikipedia erwähnt. Schon alleine Anspruch und Umfang dieser virtuellen Plattform ist beachtlich.

  6. Rob

    Als ehemaliger Afghanistan-Soldat (Dienst im Stab) wollte ich eine Änderung üder die so genannte „Kunduz-Affäre“ und Oberst Klein beantragen. Ich habe den Oberst in jener Nacht live erlebt, ich war Zeuge der Vorfälle und kannte die dem Oberst zu jener Zeit vorliegenden Daten und seine Möglichkeiten darauf zu reagieren. Mein Vorschlag wurde jedoch abgeschmettert; Diese Informationen seien „nicht im Interesse der Wikipedia-Nutzer“.
    Heisst das im Klartext, dass man den deutschen Volk die Wahrheit nicht anvertrauen darf?

    • -jha-

      Nein, das heisst, dass Du nicht verstanden hast was Wikipedia ist.
      Wikipedia sammelt das gesicherte Wissen.
      Wikipedia dient nicht dazu, Erstveröffentlichungen vorzunehmen oder Dinge zu berichten, für die es keine unabhängigen Quellen gibt.

      Oder anders: Ein Wikipedia-Autor darf nicht selbst „forschen“. Er darf nur das zusammentragen, was bereits anderswo geschrieben/gesendet/dokumentiert wurde.

      Sprich: Du hast Dich schlicht in der Tür geirrt.

  7. Müller

    „Ich mich zu gehen“ Wohl ein Standardspruch von Wikipedia.
    http://www.heise.de/tp/artikel/31/31378/1.html

  8. Ich finde deinen Artikel, oder sollte ich besser sagen, deinen Selbstversuch, sehr interessant. Obwohl ich mich mit den Niederungen von Wikipedia noch nie richtig beschäftigt habe und mich bisher auch nicht (ehrlicherweise) sonderlich dafür interessierte. Es beweist doch wie man unbewusst manipuliert wird ohne groß darüber nach zu denken. Ich muss gestehen du hast mich mit deiner Aktion echt zum nachdenken gebracht, danke.

  9. Sehr treffend beobachtet und gut geschrieben – auch wenn ein paar Kommas fehlen 😉

    Ich kann von ähnlichen Erfahrungen berichten mit einem fundierten und mit ehrbaren Quellen belegten Beitrag über den Gründerpreis der Region Wiesbaden Rheingau. Angeblich keine Relevanz, kein öffentliches Interesse, allenfalls lokal, provinziell, weil nur mit 11.500 € dotiert. Mein Hinweis auf einen vergleichbaren Wikipedia-Eintrag über den Gründerpreis der Stadt Frankfurt (30.000 €) wurde empört zurückgewiesen, weil das ja nun wirklich kein Argument sei.

    Meine Vermutung: Da meine Marketingberatung eine der Preisträger im Jahr 2010 war, wurden mir unlautere Beweggründe unterstellt.

    Fazit: Weiterkämpfen und weitersagen!

  10. Frank

    Dort wurde doch auch ewig über „fefes“ Blog diskutiert.
    Aber „Achse des Guten“, ein Blog der geistigen Brandstifter, wird für relevant gehalten. Da sieht man wie es wieder in D tickt.
    Und darum sollte die WP auch vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

    Ach so, bitte nicht zur Revolution aufrufen:
    http://www.fr-online.de/wiesbaden/drohung-auf-facebook-18-jaehriger-kuendigt-revolution-an,1472860,11516356.html

    Viele viele Dinge, die einem sehr zu Denken geben sollten UND zum Handeln auffordern (war das jetzt besser ausgedrückt?). ;(

  11. pfl

    Herr „Jung“,
    vorerst muss ich sagen, dass man gegen Löschungen nicht machtlos ist und sich beschweren kann, die gelöschte Seite kann sogar wiederhergestellt werden. Die deutsche Wikipedia verfügt über 290 nicht allmächtige Administratoren. Aber wenn sich eine überwiegende Anzahl an Benutzern für eine Löschung aussprechen, dann stehen die Chancen schlecht. Die Exklusionisten, die die Internet-Enzyklopädie „rein“ halten wollen stehen den Inklusionisten gegenüber, die alles für verfassenswert halten. Bei der deutschen Wikipedia wird oft radikal exklusionistisch vorgegangen, die Administratoren sind dort auch strenger als z.B. bei der englischen. Ich versichere dir, bei der Pfälzischen Wikipedia wäre dir das nicht passiert, dort gibt es sogar gar keine Relevanzkriterien, da man dort froh ist um jeden Artikel und es als unsinnig erachtet wird. Ich habe deswegen ein Angebot an dich: Da du wahrscheinlich nicht den Pfälzer Dialekt beherrschst, kann ich einen Artikel über dein Blog schreiben, du musst mich nur mit den Informationen versorgen.

  12. Ich war früher sehr aktiv in der Wikipedia und hab etliche Spezialthemen zum Musikinstrumentenbau usw verfasst, da das ja mein Beruf ist und ich meine, dass ich mich dort auskenne. In der Wikipedia bin ich seit sie ihre ersten Gehversuche machte und Bertelsmann meinte, dass das sowieso nichts wird, so ganz ohne Redakteure und so anarchisch. Falsch gedacht… Na jedenfalls bin ich nun kaum mehr aktiv. Es wurde mit der Zeit dermaßen anstrengend, da Menschen, die überhaupt nicht vom Fach waren, sich nie mit den Fakten auseinandergesetzt hatten, nun meinten, das dieses oder jenes Spezialgebiet irrelevant wäre. Diese Lösch-Politik der deutschen Wikipedia und die autoritären Maßnahmen, haben dem Projekt geschadet. Ich schaue mittlerweile immer öfter zu speziellen Dingen in die englische Wikipedia. Es ist ein Jammer, dass Menschen mit dem praktischen Beispiel vor Augen, das auch anarchische, sich selbst organisierende Organisationen funktionieren, dieses Prinzip umkrempeln wollen und selbst gegen den Gedanken des freien Wissens zu Felde ziehen. Typisch deutsch…

  13. Bernie

    @Jacob Jung

    Da HPD erwähntst – Es gibt, eben weil Wikipedia so verfährt, wie du es hier völlig richtig beschreibst schon des längeren Seiten, die sich von Wikipedia unabhängig gemacht haben, da Wikipedia – gelinde geschrieben – sehr einseitig über atheistische, oder auch nur esoterische und religionskritische Seiten Einstellungen berichtet.

    Hier die Beispiele für – von WIkipedia – unabhängige Seiten, die sich aus genau dem oben erwähnten Grund gebildet haben:

    http://athpedia.de/wiki/Hauptseite

    …und die esoterisch-kritische Seite:

    http://www.esowatch.com

    Gruß
    Bernie

  14. picard2606

    Es gibt ja auch immer wieder die Behauptung, das große Unternehmen oder größere ThinkTanks Personen bezahlen, die dann für sie die Wikipedia-Einträge bearbeiten. Beim Googeln fand ich darüber allerdings nur einen unbrauchbaren Hinweis auf einer dämlichen Verschwörungstheoretikerwebsite.

    Deine Erfahrung ist wertvoll, da man ja viel zu tendiert, Wikipedia als eine völlig „reine“ Quelle anzusehen und kritiklos zu lesen. Das werde ich in Zukunft nicht mehr tun.

  15. ElBarto

    W0W, dieser Auftragsschreiber „TobiasFuentes“ hat sich extra für die Löschdiskussion angemeldet. Na, dann solltest du die Löschung vielleicht als Kompliment betrachten. 🙂

    Kommt Zeit, kommt Wiki Eintrag.

  16. Ich finde es super, dass Du diesen Aufwand betrieben hast und die nicht selten wenig professionell erscheinende Arbeit der Wikipedia-Administratoren einmal dokumentiert hast. In der deutschsprachigen Wikipedia ist in den letzten Jahren ein für mich abschreckend wirkender Stil eingezogen, der sehr gut auch an anderen Fällen verfolgt werden konnte.

    Mit der Begründung, dass man sich gegen Vandalismus schützen muss, wurde eingeführt, dass jede kleinste Änderung durch einen Administrator gesichtet und freigegeben werden muss.

    Erstens ist es komisch, dass man in einem kooperativen Projekt eine solche Überwachungsstruktur benötigt. Die englische Ausgabe mit fast dreimal mehr Artikeln kommt ohne diese klar.

    Zweitens haben sich die Administratoren „ihre“ Artikel und Themenbereiche zugelegt. Man findet nicht wenige Diskussionen darüber, dass Wikipedia-Administratoren nicht nur die technischen Aufgaben der Artikelpflege durchführen sondern „redaktionell“ in die Texte der Autoren eingreifen oder neue Artikel mit dem Argument der mangelnden Relevanz oder wegen angeblicher Redundanz unterdrücken. Darüber hinaus findet man dann noch Administratoren, die wie bei in Deinem Fall bar jeder Kenntnis in den Beiträgen herumfuhrwerken.

    Das verschwendet Kreativität und ist in meinen Augen unakzeptabel. Wenn ich mich richtig erinnere wurde auch durch Beobachtungen bestätigt, dass es eine hohe Frustration und Fluktuation bei Autoren gibt. (Aber ich weiß nicht mehr, wo ich das gefunden habe, so dass ich den Beleg schuldig bleiben muss.)

  17. Dirgis

    Guten Abend Herr Jung,

    Wikipedia ist ( war Ihnen das vorher nicht aufgefallen ?) keine Enzyklopedie, sondern eine Wissens-Verknappungs-Maschinerie und scholastische Endstation geistiger Entwicklung..
    Die dortigen Entscheider sind keine Diderot`s, d`Àlembert`s, Montesquieu`s oder Voltaire´s, sondern deren Gegenteile.

    Lesen Sie sich mal einige „wissenschaftliche“ Lehren und Erkenntnisse dort durch; die werden als endgültige Glaubenssätze verkauft und nicht als vorläufige Arbeits-Theorien……

    So wird wirkliches Wissen vernichtet.

    Geschlossene Gesellschaften, wohin man auch liest……

  18. Infoliner

    Die Erfahrung, daß Wikipedia nicht für eine auch nur einigermaßen neutrale und anspruchsvolle Bildung taugt, habe ich aus ganz anderer, eher entgegengesetzter Perspektive, auch gemacht. Da ging es um geschichtliche bzw. historische Themen und da kann man so ziemlich alles vergessen, was bei Wiki steht. Was für mich geblieben ist: Der Laden wird nicht von anständigen Menschen geführt und taugt nicht. Warum das so ist, wer (und wieviele) da die Hand am Drücker hat/haben und was die Leute da sonst so tun, spielt für mich keine weitere Rolle. Wiki wird von mir weitgehend übergangen. Vielleicht wäre das für die Leser und Schreiber hier auch ein Weg? Oder einen eigenen Wiki aufmachen? Alles ist besser, als sich über Andere zu beschweren, nur weil die eben anders ticken oder sonst irgendwie blöde sind.

  19. wurstendbinder

    was du vergessen hast zu erwähnen: jeder kann sich auch deine beiträge zum gesamtprojekt wikipedia seit deiner anmeldung einsehen. du bist dort seit juni 2011 angemeldet und hast außer dem artikel zu deinem blog vorher nur eine handvoll edits gemacht, bei denen es fast ausnahmslos darum ging, artikel aus deinem blog in anderen wikipedia artikeln zu verlinken. so lobenswert es ist, dass du dich unter dem selben pseudonym angemeldet hast welches auch hier im blog benutzt wird, der gesamteindruck den so ein verhalten in der WP erzeugt sollte klar sein, auch wenn du der meinung bist, dass werbung für den blog via WP nicht in relevantem umfang möglich sei (sehr gewagte these, übrigens, man denke nur daran wie wichtig wikipedia auch für google ist!). folgerichtig braucht man sich hinterher aber nicht wundern, wenn man bei den „wikipedianern“ eine wagenburgmentalität befördert. so gut ich es finde, dass du die vorgänge hier für wp außenstehende transparent machst, so schlecht war die gesamte vorgehensweise. insbesondere auch das fluten von beiträgen von nicht-wikipedianern die du veranlasst hast. ich denke unter anderen vorzeichen und mit etwas „geschickterem“ bzw diplomatischeren vorgehen, hätte der artikel zweifelsfrei bessere chancen gehabt.
    natürlich kann man sich darüber jetzt tierisch aufregen, dass nicht ALLEINE die objektiven relevanzkriterien zählen. ABER: wir haben es hier mit leuten zu tun, die für das onlinelexikon in freiwilliger, vielstündiger arbeit artikel schreiben, softwaretools programmieren und versuchen, die übersichtlichkeit zu erhalten. dass diese leute dann nur begrenzt bock haben, sich von selbstdarstellern ausnutzen zu lassen, sollte auf einer menschlichen ebene jedem einleuchten („selbstdarsteller“ aus deren sicht!).

    wenn der jacob jung blog weiterhin so rasant wachsende nutzerzahlen aufweist, dann klappt es ja vielleicht in ein paar monaten mit dem artikel.

  20. „Drei Stunden und 39 Minuten später wurde der Eintrag erwartungsgemäß „zur Löschung vorgeschlagen“.“
    Das würde mir zu denken geben. Vergiss Wikipedia,JJ. Ich möchte gar nicht wissen wie viele staatlich engagierte Trolle, Edit-Krieger und Moderatoren dort unterwegs sind. Beispiel 9/11 + WTC 7 : Diese Artikel werden regelmäßig „gesäubert“. Alles was nicht in die offizielle Version passt, darf dort nicht stehen, auch wenn es durch seriöse Quellen belegt ist.

    Der zehnte Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001

  21. wurstendbinder

    übrigens, wenn hier alle so meckern: es hindert euch keiner daran, jeden tag auf den seiten der löschdiskussionen für den inklusionismus zu kämpfen! http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten
    😉

    • listior

      Nun, es kann ja wirklich niemandem daran gelegen sein, die Enzyklopädie unnötig aufzublasen und, wie auch den Links von Bartleby zu entnehmen kommt man häufig über irgendeine Art emotionaler Bindung zu einem Thema dazu, sich bei Wikipedia zu engaieren. Insofern halte ich es durchaus für verständlich, wenn nicht jeder, der mit der angedrohten Blogartikellöschung vom Sofa hochgekommen ist, ein Fechter für den wikipedialen Inklusionismus wird.

      Wenn man indes viel in Foren unterwegs ist und dort durch etwas tieferes Engagement auf Tuchfühlung mit der häufig vorherrschenden Moderations- bzw, Administrationskultur kommt, wünscht man sich schon, dass in freien Umgebungen (halt nicht durch Konzerne finanzierten Foren, wie es ja doch die überwiegende Zahl ist, insbesondere bei den von jüngeren Leuten frequentierten Foren) wie bei der Wikipedia eine andere Moderaionskultur gepflegt wird und es eben nicht die Ein-Mann-ein-Wort-Verfahrensweise, sondern ein annähernd demokratischer, bzw, des demokratischen Umfeldes würdiger Prozess ist, der einer Löschung voranzugehen hat. Dort, wo viele Menschen im Internet kommunizieren, ist Demokratie traurigerweise gern Mangelware, insbesondere halt dort, wo junge Leute ihre ersten (und vielleicht einzigen) Gehversuche in argumentativer Auseinandersetzung wagen. Die bekommen dort gleich eine gute Portion vom Falschen mit. Das ist natürlich ein zu erwartender Sideeffect bei der Transformation zum Massenmedium und im Regelfall wird es dort, wo es wirklich um essenzielle zu gehen beginnt, meist eine angemessenere Diskussionskultur gepflegt. Ebensowenig bekommt man Trolle, Schwafler (hüstel), Idioten und Provokationsjunkies in den Griff, wird nicht gelegentlich eingeGRIFFein. Und gerade die Wikipedia hatte und hat mehr als genug zu kämpfen, um den Ruch mangelnder Seriosität als wissenschafliches Nachschlagewerk auf Abstand zu halten… Dennoch wäre es wünschenswert, wenn gerade in so populären Anlaufstellen wie halt Wikipedia die (Identifikations-?)Figur des ruppigen, scheinbar-allmächtigen Admins etwas weniger Pflege erführe.

      Ansonsten ist es sicherlich richtig, dass es dem eigenen noblen Ansinnen nur bedingt nützlich ist, als Fürsprecher in eigener Sache pauschal die eigenen Fans- und Follower zu aktivieren, insbesondere, ich schrieb es ja damals, wenn sie sich vor Ort bislang keinen Namen gemacht haben; das ist offenbar auch virtuell wichtiger als man denkt. Andererseits: Wen soll man sonst aktivieren? Und ein wirklich gutes Argument dürfte auch aus unberufenem Munde seinen Weg ins offene Ohr finden…da kann ich mich auch nicht rühmen.

      Hach, und jetzt müssen wir uns alle schmutzig und benutzt fühlen… Shame on you, Mister Jung! Unredlich. Tsts.
      Aber nichtsdestotrotz ein interessantes kleines Projekt an dem teilgehabt zu haben ich durchaus dankbar bin.

  22. WIKIPEDIA ist zu einer Zensurinstanz geworden. Ein atomkritisches Stichwort „Atomianer“ wurde einfach gelöscht!! Wer weiß, vielleicht vom Geheimdienst, von der Atommafia?! Viele „Administratoren“ arbeiten wohl in unbekanntem Auftrag, handeln selbstherrlich!
    Wir haben nun eine eigene Seite:
    http://www.attac-netzwerk.de/wendland/atomianer

  23. Warum verschwindet hier der Text??

  24. Einfach Danke für diesen Versuch, zeigt doch sehr deutlich auf woran die deutsche Wikipedia krankt. Arroganz, Ignoranz, Diletanz ganz ähnlich wie beim Staat 😉

  25. a.b.

    Hmm, scheint ziemlich willkürlich zu sein, was bei Wikipedia reinkommt und was nicht.

    Übrigens: Ich würde mich freuen, wenn mehrere Leute diesen Artikel verlinken würden:
    http://www.freitag.de/community/blogs/lila-lueftchen/berliner-gruene-im-online-krampf
    Der Artikel behandelt diese „Mitsprache“ – Online-Plattform der Berliner Grünen.
    gruene-berlin.de/da-m%C3%BCssen-wir-ran/alle
    Manche vermuten, das dieses Online-Portal bald gelöscht wird, weil es so peinlich ist, dass die Grünen zum Teil seit über 4 Monaten nicht auf BürgerInnen-Fragen antworten. (= Seit dem Berliner Wahlkampf ums Abgeordnetenhaus).

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