Ansgar Heveling: Das Ende der digitalen Gesellschaft

1.2.2012 – In einem Gastkommentar für das Handelsblatt läutet der Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling (CDU) am vergangenen Montag das Ende des digitalen Zeitalters ein und ruft die bürgerliche Gesellschaft dazu auf, für die Einhaltung ihrer Werte im Internet zu kämpfen.

Heveling spricht in seinem Text von „digitalem Blut“, vom „Schlachtennebel“ von den „ruinenhaften Stümpfen unserer Gesellschaft“ und beruft sich auf die Ziele der Französischen Revolution. Was steckt, abgesehen von schlechtem Geschmack, Blut- und Boden-Romantik und einem absurden Geschichtsverständnis, wirklich hinter seinem Abgesang auf die digitale Gesellschaft?

Ein Kind namens Ansgar

Wer von seinen Eltern noch im Jahr 1972 „Ansgar“ genannt wurde, der hat es von Anfang an nicht leicht. Stammt man zusätzlich auch noch aus Korschenbroich, dem Nachbarort von Grevenbroich, wo Horst Schlämmer als stellvertretender Chefredakteur des „Tagblatts“ tätig ist, dann ist die gebrochene Biografie bereits vorprogrammiert.

Der junge Ansgar spielt die Bratsche, singt im Chor, interessiert sich für die Geschichte der Katholischen Pfarrgemeinde St. Andreas und liest gerne Biografien. Und es kommt, wie es kommen muss: Nach vier Jahren „Katholischer Grundschule Korschenbroich“ und einigen Jahren auf dem „Stiftischen Humanistischen Gymnasium Mönchengladbach“ folgt im Alter von 17 Jahren der unvermeidliche Eintritt in die Schüler Union. Ansgar Heveling rutscht daraufhin in die Szene der Berufspolitiker  ab und es gibt keinen Halt auf der schiefen Bahn.

Heute bekleidet er das Amt des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Stadtrat von Korschenbroich und vertritt seine Partei als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Dort gehört er nicht nur dem Rechtsausschuss sondern auch der „Enquête-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft“ an.

Letzteres, so dachten wohl die Redakteure des „Handelsblatt“, befähigt ihn, sich qualifiziert über den Kampf zwischen der digitalen Welt und dem realen Leben zu äußern: In einem Gastkommentar mit dem Titel „Netzgemeinde, ihr werden den Kampf verlieren!“ verewigt sich Heveling am 30. Januar und erregt damit schlagartig die Aufmerksamkeit der Digital Natives.

Spätestens jetzt sollte es sich jeder für einige Minuten vor dem Rechner gemütlich machen und den Text von Heveling im „Handelsblatt“ genüsslich überfliegen. Es lohnt sich!

Freiheit, Demokratie, Eigentum

Heveling liefert eine sprachliche und inhaltliche Meisterleistung ab. Mit der traumwandlerischen Sicherheit eines „geschichtsbewussten Politikers“ zieht er in der Sprache der Blut- und Boden-Romantik historische Bögen zwischen der Französischen Revolution, dem digitalen Zeitalter und der Zukunft.

Vor den Augen einer staunenden Öffentlichkeit zeichnet er seinen Entwurf eines bemerkenswerten Geschichts- und Weltbildes. Er nimmt uns an die Hand und führt uns in „die Gassen von Paris im Jahr 1789“. Hier erleben wir, wie sich die „bürgerliche Gesellschaft mit ihren Werten von Freiheit, Demokratie und Eigentum“ in „mühevoller Arbeit aus den Barrikaden der Französischen Revolution heraus geformt“ hat. Geleitet von einem einzigen Ziel: „der Idee des geistigen Eigentums“.

Und wenn Heveling jetzt für den Schutz der Urheberrechte im Internet streitet und die bürgerliche Gesellschaft zum Kampf gegen die „digitalen Maoisten“, „die Herren der digitalen Ringe“, „die Helden von Bits und Bytes“ und „die Kämpfer für 0 und 1“ aufruft, dann sieht er sich in der direkten Nachfolge jener „Citoyen“, die sich einst gegen die „geistige Leibeigenschaften des Ancien Régime“ auflehnten.

Die „digitale Revolution wird ihre Kinder entlassen“ und „das Web 2.0 wird bald Geschichte sein“: Heveling skizziert die nahende Apokalypse und wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf, „wie viel digitales Blut bis dahin vergossen wird“. Und es folgt ein sprachliches Kleinod, das man sich auf der Zunge zergehen lassen muss:

„Wenn wir nicht wollen, dass sich nach dem Abzug der digitalen Horden und des Schlachtennebels nur noch die ruinenhaften Stümpfe unserer Gesellschaft in die Sonne recken und wir auf die verbrannte Erde unserer Kultur schauen müssen, dann heißt es, jetzt wachsam zu sein. Also, Bürger, auf zur Wacht!“

753 Wörter für PIPA, SOPA und ACTA

Was will dieser Mann eigentlich wirklich, wenn er „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ kurzer Hand zu „Freiheit, Demokratie und Eigentum“ ummünzt und den „Citoyen“ zu jemandem erklärt, der schon im 18. Jahrhundert für den Schutz des geistigen Eigentums auf die Barrikaden ging?

Immerhin widerspricht sein Standpunkt dem des großen Jean-Jacques Rousseau, der den „Citoyen“ in „Le contrat social“ ein wenig anders definierte als der Bratschist und Heimathistoriker aus Korschenbroich:

„Der Citoyen ist ein höchst politisches Wesen, das nicht sein individuelles Interesse, sondern das gemeinsame Interesse ausdrückt. Dieses gemeinsame Interesse beschränkt sich nicht auf die Summe der einzelnen Willensäußerungen, sondern geht über sie hinaus.“

Wischt man also das ganze „digitale Blut“, die Bilder von „ruinenhaften Stümpfen“, „verbrannter Erde“ und bevorstehenden Schlachten weg, dann bleibt am Ende nur eine sehr kleine Botschaft übrig: Ansgar Heveling streitet für die Regulierung des Internets, tritt für SOPA, PIPA und ACTA ein und ruft die bürgerliche Gesellschaft dazu auf, ihre Eigentumsrechte endlich auch im Netz zu verteidigen.

Hätte diese dünne Aussage Hevelings nun tatsächlich 753 Wörter gebraucht? Wahrscheinlich nicht. Aber es schreibt und es liest sich so schön und lautes Pfeifen im nächtlichen Wald hat bekanntlich noch immer dazu getaugt, die eigene Furcht zu bekämpfen.

Und von Furcht ist Ansgar Heveling tatsächlich getrieben. Er ängstigt sich vor einem allzu freien Internet ohne staatliche und wirtschaftliche Regulierung. Er will der „digitalen Avantgarde“ das Feld nicht kampflos überlassen und vor allem fürchtet er sich vor den Piraten:

„Piraten sind jedenfalls dabei der schlechteste Ratgeber. Sie achten das Eigentum des anderen nicht, setzen ihr Wissen nur für den eigenen Vorteil ein, sind darauf bedacht, zusammenzuraffen, was sie von anderen kriegen können.“

Die Relevanz des Bloggers

Der „digitale Shitstorm“, der sich nach der Veröffentlichung über ihn ergießt, perlt von Ansgar Heveling ab: „Ich würde meinen Gastbeitrag wieder genau so schreiben“ verkündet er, nachdem ihm angesichts der Äußerungen selbst Parteifreunde nahelegen, zumindest die Enquete-Kommission zu verlassen.

Doch davon ist Heveling weit entfernt. Stattdessen spricht er sich selber Mut zu und sagt am Dienstag gegenüber der „WZ“:

„Ich glaube, dass es schon bald eine Generation geben wird, die mit dem Internet ganz anders umgeht. Blogger haben dann keine Relevanz mehr.“

Während Heveling er vordergründig für die Urheberrechte und gegen die Piraterie im Netz ankämpft, scheint es ihm in Wirklichkeit um etwas ganz anderes zu gehen. Heveling plädiert für ein Internet, mit dem die Menschen ganz anders umgehen als heute und für eine öffentliche Meinungsbildung, in der Blogger keine Rolle mehr spielen.

Jene Blogger, die Heveling jetzt berechtigt kritisieren und die nach seiner Zukunftsvision schon bald keine Relevanz mehr haben, kommen dabei in aller Regel kaum mit Urheberrechten in Berührung. Sie stellen weder Filme noch Musik illegal zum Download bereit und sie stehlen auch nicht das geistige Eigentum anderer. Stattdessen nutzen sie das Netz, um Nachrichten zu verbreiten, die in den etablierten Medien kaum oder gar nicht auftauchen und bieten einer wachsenden Netzgemeinde ihre Gedanken, Interpretationen und Einsichten an.

Wenn Heveling also von einer Zukunft träumt, in der PIPA, SOPA und ACTA darüber entscheiden, was im Internet auftaucht und was nicht und dabei gleichzeitig von einer Zeit spricht, in der Blogger keine Relevanz mehr haben, dann setzt er sich damit auch für eine inhaltliche Regulierung im Netz ein. Und er hat insofern Recht, als dass sich die genannten Instrumente vor allem dazu eignen, das Internet unter Zensur zu stellen.

Hier schließt sich der historische Kreis, wenngleich auch in einer ganz anderen Weise, als von Heveling in seinem Gastkommentar skizziert. Dem Ausbruch großer historischer Revolutionen, zu denen auch die von ihm zitierte Französische Revolution zählt, ging nämlich meist voraus, dass die staatliche Obrigkeit das Volk unter Zensur stellte. Gekämpft wurde dabei, ganz anders als es uns der Autor weißmachen will, nicht für den privaten Schutz von geistigem Eigentum sondern für das Recht, seine eigene Meinung frei und ungehindert äußern zu können. Und nachdem Heveling uns indirekt bestätigt hat, dass Blogger zumindest heute noch über „Relevanz“ verfügen, sollten wir davon auch kräftig Gebrauch machen.

 

73 Kommentare

Eingeordnet unter Kultur, Politik, Sicherheitspolitik

73 Antworten zu “Ansgar Heveling: Das Ende der digitalen Gesellschaft

  1. Ja, Ja… die Jakobiten. Herr Heveling will nur seine Religion beschützen. Das Digitale Volk wird wieder einmal mit religiösem Eifer traktiert. Er ist wahrscheinlich nicht die „Bloddy Mary“ … aber er hat zumindest eine Position an der Seite der Inquisition. Nur schade das sich Herr Heveling zur falschen Zeit, am falschen Ort geäussert hat. Der Bundestag ist nicht der Vatikan.

  2. Wieder ein herrlicher und so wichtiger Artikel, sowohl inhaltlich als auch stilistisch: Hut ab!
    Das Internet ist mit seinen beteiligenden Web 2.0 Anwendungen genau die Technik, die uns Menschen zu einer neuen Kultur der Beteiligung führt, mehr zu fordern aber auch mehr selbst zu verantworten. Die Menschen werden hier nun gehört und entwickeln gemeinsam neue Ideen. Wir sind mitten in der dritten Aufklärungswelle, nach der Schrift und dem Buch nun das kollektive, hochvernetzte Bewusstsein. Wir düfen gespannt sein 🙂
    Siehe auch: http://www.saperionblog.com/lang/de/bpm-revolutionieren-die-digitalen-das-loyalitatsmarketing-zwischen-gewinn-und-gutmenschentum/5634/

  3. Dagmar Brandt

    Auf diesen Seiten kann man eine Anti-ACTA-Petition unterschreiben:

    http://www.petitiononline.com/stopacta/petition.html

    http://www.avaaz.org/de/eu_save_the_internet_spread
    /?fp?154,73

  4. Tharben

    Guter Blogeintrag, volle Zustimmung.

    Dem Heveling geht es, neben der Geschäftmodellwahrung seiner alten Freunde aus der Unterhaltungsindustrie, darum, freien Informations- und Meinungsaustausch zu unterdrücken. Die Bevölkerung soll bitteschön keine Informationen und Kommunikation wahrnehmen, die nicht durch den volksparteinahen öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder den werbeabhängigen privatwirtschaftlichen Medienhäusern gefiltert wurden.

    Heveling will, dass wir für die Verstümmelung unserer eigenen Informations- und Kommunikationswege auf die Barrikaden gehen. Man müsste wirklich enorm konservativ sein, um seinem Aufruf Folge zu leisten.

  5. Marvin

    Typisch, das sowas von einem CDU-Mann kommt. Die haben den Schuss nicht gehört. Mit einem hat er aber Recht: die Piraten sind die größte Nullnummer die je in Erscheinung trat.

  6. K.S.

    Danke, Jakob für diesen guten Artikel und die Information. Wer liest denn jeden Tag das „Handelsblatt“? ich immer, wenn die NDS darauf hinweisen.

    Gut, dass das Handelsblatt den Artikel gebracht hat, denn dann kann ich sehen, wo – wer – wie steht und warum.

    Ich bin nicht sicher, ob dieser Mann nur einfach Angst hat und sich deshalb so gebärdet.

    Nein, Jakob, ich denke, der hat keine Angst. Er ist ein Scharfmacher für andere, die Angst um ihre Pfründe haben und für Politiker, die Angst vor der Demokratie und einer Wissensgesellschaft haben. Denn eine uninformierte Gesellschaft ist besser zu dirigieren, zu kontrollieren und zu manipulieren als eine informierte.

    Natürlich geht es hier um Meinungsmache und Deutungshoheit.
    Natürlich ist den Parteien und Politikern weltweit das Internet ein „Dorn im Auge“. Hier wird Wissen preis gegeben, hier werden die Menschen informiert, Politiker des Lügens entlarvt.
    Ich bin sehr froh und glücklich, dass es dieses Medium gibt, darum ist es gut, dass Du dieses Thema auch gleich zu Deinem Blog-Thema gemacht hast. Ja, so muss das sein. Danke.

  7. K.S.

    Habe noch was vergessen, nämlich auf die Polemik hinzuweisen, die das sog. „geistige Eigentum“ angeht.

    Natürlich ist es wichtig, in theoretischen Arbeiten, wie Doktorarbeit, Diplomarbeit etc. die Quellen anzugeben, bzw. die Bücher, die den/die Schreibenden zu dieser oder jenen Annahme geführt haben.
    Tatsächlich aber ist es so, dass – wie ich meine – so ein „geistiges Eigentum“ gar nicht gibt.
    Schreibe ich ein Buch, schreibe ich hier, rede ich mit anderen, meine Erziehungsmethoden, meine religiösen oder politischen, gesellschaftlichen Überzeugungen sind ein Mix von vielen Büchern, Vorträgen, Gesprächen, kurz – Kommunikationen mit anderen. Jeden Tag nimmt jeder geistiges Eigentum von anderen auf. Das beginnt mit dem Erwerb von Sprache über Elternhaus, Schule, Universität. Die ganze Bildung ist ein Zusammenschluss von Wissen, was niemals ein Eigentum eines Einzelnen war und auch sein wird.
    Denn, so denke ich, insbesondere, wenn jemand für die Öffentlichkeit schreibt, wird das geistige Eigentum ein öffentliches. Man kann es sich zu „eigen“ machen oder es lassen. Es ist für die Öffentlichkeit gedacht, muss aber wie schon gesagt, wenn es um wissenschaftliche, theoretische Arbeiten geht, die wiederum eigenes Denken mit dem Denken anderer in Verbindung bringen, genannt werden. Aber auch nur dann.

    Insofern ist die Anschuldigung, das Internet würde sich „geistiges Eigentum“ aneignen, Blödsinn und soll nur dazu dienen, die Freiheit des Internets einzuschränken und/oder zu zensieren.

    • Insofern ist die Anschuldigung, das Internet würde sich „geistiges Eigentum“ aneignen, Blödsinn und soll nur dazu dienen, die Freiheit des Internets einzuschränken und/oder zu zensieren.

      Nee, das ist genau richtig formuliert, allerdings möchten die Herrschaften sich diese geistigen Entwicklungen, dieses geistige Eigentum, dass es gar nicht gibt, wie Du sie so wundervoll beschreibst, gern unter den Nagel reißen und – wie alles andere – zur Ware machen!

      Möge ihnen das nicht gelingen. Da sei die starke Internetgemeinde davor.

      Und wieder diese TED-Rede, in der das so hervorragend erklärt wird:

      Ich denke, auch bei Doktor-Arbeiten wird das Nennen der anderen vor dem Doktoranden, aus denen der Doktorand sein Wissen geschöpft hat und sie zitiert (hier müssen die Urheber genannten werden), überflüssig werden… vielleicht, weil es in Zukunft gar keine solche oder ähnliche Arbeiten mehr gibt (nicht mehr zu geben braucht). Ob ich etwas kann oder nicht, weise nicht durch irgend eine schriftliche Arbeit, sondern durch meine Arbeit, mein tun nach. Ja, auch ein Arzt zeigt seine Fähigkeiten indem er Menschen *heilt* (statt wie bisher krank zu halten). Dazu braucht er Wissen. Natürlich. Aber ist sein Wissen nicht das Wissen der Jahrtausende vor ihm und wird nicht ein Mensch, der Menschen *heilen* will, sich das notwendige Wissen dazu aneignen?

      Ja, ich weiß, das ist heute (noch) nicht vorstellbar, ich bin aber zuversichtlich, ja sicher, dass die menschliche Entwicklung in diese Richtung geht. Denn diese Doktor-, Diplom-, Facharbeiter- und-was-weiß-ich-nicht-noch-für-Arbeiten sind Ausdruck dieses Systems, in dem wir heute leben, das Menschen *kontrollieren* will und ihnen *bestimmt*, was sie zu wissen, zu denken und zu glauben haben, uns Menschen also jede Verantwortung und Selbstbestimmung nimmt.

  8. alvin

    Nichts gegen Korschenbroich, ich bitte! Weil habe mal einer Korschenbroicherin beigeschlafen. Sie war wirklich sehr schön, schlau und hatte sogar Humor. Allerdings fand das in Heumar statt und sie wohnte in Essen.
    Spass beiseite: Vielen Dank für diesen lustigen Text, musste öfter laut lachen. Herr Heveling ist ein guter Mann, demnächst werden wir ihn als Bundesminister sehen dürfen (müssen?), jede Wette.
    Womit ich allerdings nicht einverstanden bin, ist Ihr Bashing gegen Bratschisten. Ich bin selber bin Geiger und hätte einiges gegen die von der Bratsche einzuwenden, aber so geht es nicht! Nur weil jemand Streicher ist, das ist ja wohl kein Argument.

  9. Hannibal Lecter

    Guten Morgen Herr Jung,

    Ein ausgezeichneter Kommentar, allerdings mit einigen Lücken….

    Es muss doch schon seit langer Zeit jedem klar sein, dass den oberen Schubladen unserer ganz realen Machtstruktur in den „freiheitlichen“ „Demokratien“ ein unkontrolliertes Internet ein Dorn im Auge sein muss. In gekauften Parlamenten, die noch dazu wie das Europa Parlament vor Inkompetenz der dorthin abgehalfterten Politiker auf allen Gebieten geradezu strotzt, wird ein SOPA oder ein ACTA dem anderen folgen, bis endgültige Kontrolle erreicht ist.
    ES WIRD SO KOMMEN !
    Denn was sie verschweigen ist, dass all diese Parlamentarier die darüber letztlich entscheiden werden, ja in völlig legalen Wahlen dorthin gewählt wurden und zwar von den Bürgern/Wählern/Steuerzahlern. Auch der Herr Heveling (oder wie er heisst) wurde von Bürgern, die ihn allen anderen angebotenen Alternativen vorzogen, zu ihrem Repräsentanten gewählt, oder?
    Es ist nicht möglich in „freiheitlichen“ „Demokratien“ der Medienkonzentration Einhalt zu gebieten. Und es ist für die Konzerne die diese besitzen eben nicht illegal, diese Medien zur Meinungsmache und zur Manipulation der Wähler sehr erfolgreich zu nutzen. Der Abstieg ehemaliger Qualitätsmedien, wie Süddeutsche, Spiegel oder auch Zeit zu völlig widerwärtigen Produkten auf BILD Niveau ist nicht zu übersehen.
    Und leider ist gegen keine dieser Entwicklungen ein Kraut gewachsen, das nicht sofort Herrn Herrmanns Verfassungsschutz auf den Plan rufen würde. Herr Jung, lassen sie uns doch mal Folgendes wissen: Was genau bedeutet es denn für die Zukunft der Gesellschaft und des Internets, dass bei der nächsten Bundestagswahl entweder eine Merkel/Steinbrück oder eine Steinbrück/Merkel an die Macht gewählt werden wird…. Auch dies wird so kommen!
    Aber, warum lässt sich dies so klar vorhersehen und warum lässt sich dagegen nichts tun? Wäre eine Antwort auf diese wohl wichtigste aller Fragen nicht mal einen Blogkommentar wert?

    • Sehr geehrter Herr Menschenfresser,

      wer sagt „Es wird so oder anders sein“, schließt von vornherein jeden Versuch einer Änderung aus, und zwar im eigenen Denk- und Handlungsraum!

      Außerdem sind die „Volksvertreter“, die sie ja gar nicht sind – sie müssten sich ehrlicher Weise „Konzernvertreter“ nennen – ja nicht vom „Volke“ sondern von einer klitzekleinen Menge der Gesamtheit der Bevölkerung der BRD bestimmt worden, weil die Konzerne, die sie vertreten, genau diesen „Politikern“ das Geld zugeschustert haben, das sie benötig(t)en, um die Hirne der Menschen durch Lügen und Betrügen so zu vernebeln und sie so zu manipulieren, dass sie zu der Überzeugung kommen, diese „Politiker“ würden sich für die Interessen der Bevölkerung einsetzen, was sie nicht tun, denn sie dienen selbstverständlich ihren Geldgebern: den Konzernen.

      Wer behauptet, wie unsere allseits beliebte Madame, es gäbe keine Alternative lügt wissentlich, um die Menschen zu manipulieren und ihr Denken zu lähmen. Alles ist immer änderbar und ändert sich ständig und ganz besonders schnell, wenn die Mächtigen sich sicher fühlen und machtarrogant werden und geworden sind!

      Aufklärung (und für den Einzelnen: sich erst interessieren und dann informieren) über die wahren Hintergründe dieser Mechanismen ist der erste Schritt, um sich aus den vorgegebenen und eingeimpften Denkmustern zu lösen. Dann folgt der zweite Schritt der Handlung in eine andere Richtung ganz von selbst und Sie werden genug Menschen und Anregungen finden, die ihnen zeigen, was Sie ganz konkret tun können!

  10. Goliath

    Lieber Hannibal Lecter,

    die Antwort auf Deine Frage hast Du ja bereits selber gegeben. 😉 Hinzufügen müsste man vielleicht noch, dass „Wahlprognosen“ oder Umfragen im Vorfeld einer Wahl natürlich überaus manipulativ wirken und daher konsequent unterbleiben müssten – dann wäre es vielleicht nicht ganz so leicht vorhersehbar, wie die Stimmverteilung wirklich ausfallen wird.

    Es ist jedenfalls erfreulich, dass zumindest ein gewisser Teil der hier kommentierenden Menschen inzwischen verinnerlicht hat, dass es vollkommen unerheblich ist, ob das Wahlkreuz bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD oder den Grünen gemacht wird – das Ergebnis ist schließlich immer dasselbe. Diese Erkenntnis müssen wir nun ins ganze Land tragen – wobei das Internet in der jetzigen Form sehr hilfreich ist. Die Angriffe gegen das Internet von allen möglichen interessierten Seiten und unter Verwendung aller möglichen Scheingründe spricht da ja eine eindeutige Sprache.

    Es gilt also, selber im jeweils möglichen Rahmen tätig zu werden, lieber Hannibal Lecter – und nicht nur das Tätigwerden anderer einzufordern.

    Deine kritischen Fragen müsstest Du nicht an JJ, sondern an die herrschende Politik und die Massenmedien stellen – auch wenn Du die Antwort bereits selber formuliert hast.

    • Hannibal Lecter

      Werter Goliath,
      ich habe am Beispiel SZ und Spiegel darauf hingewiesen, warum sich auf diesem Weg nichts ändern lässt. Der Spiegel zB hat zusätzlich zur absurden Zensur nun auch gleich das Forum umstrukturiert. Als Folge können sich Diskussionen wie früher mal nicht mehr entwickeln und viele Foristen haben sich auch ganz ausgeklinkt. Die Lage für „Aufklärung“ entwickelt sich also nach wie vor eindeutig in die andere Richtung, in die sie das seit langer, langer Zeit tut.
      Und daran wird sich nichts ändern, weil es den meisten Menschen, wie hier als Beispiel bei Solveig und Martin reicht, wenn sie zwar nicht das Geringste ändern, sich aber auf die eigene Schulter klopfen können, und sich gegenseitig bestätigen, dass man selber zu den Guten gehöre und ganz nebenbei auch noch das Dasein des braven Staatsbürgers keineswegs in Frage stellen. Genau dies sind die Leute die ich mit den Dummköpfen meine, weil sie nun mal, abgesehen von ein paar losgelassenen leeren Phrasen nichts anzubieten haben, das die Entwicklung stoppen könnte oder gar umkehren. Man fantasiert sich in die Traumwelt, in der wir noch in Demokratien leben, wo solche Meinungen noch eine Rolle spielen und man dadurch Entwicklungen steuern kann, während die Realität „alternativlos“ fortschreitet.
      Und genau diese Position bestärkt JJ, und deshalb kritisiere ich, dass er nirgends daran erinnert, dass es keinerlei Rolle spielt wie toll sich Solveig und Martin gegenseitig findet. Oder dass sie „Recht haben“.
      Ich wäre an Änderung interessiert, aber die beiden bringen nur Ausreden, die manipulativen Medien, das Geld der Banken und die korrupten Politiker, die sind es, nicht ihr tatenloses Zuschauen.
      Und deshalb rate ich, eben weil ich diese alberne Sinnlosigkeit sehe, dazu, die eigenen Dinge zu ordnen, seine Dinge so unabhängig von den Entscheidungen der Politiker und der Finanzmärkte zu organisieren wie nur möglich.

  11. Hannibal Lecter

    „Wer behauptet, wie unsere allseits beliebte Madame, es gäbe keine Alternative lügt wissentlich, um die Menschen zu manipulieren und ihr Denken zu lähmen.“

    Dies würde aber kaum ohne Bürger funktionieren die so dumm sind, dass man mit ihnen in der Realität so verfahren kann, oder? Leute wie Heveling sind die nun mal die wahren Repräsentanten der Menschen, und sie behaupten das Gegenteil, weil sie offensichtlich ein so starker Denker sind, dass sie sich auch von Tatsachen nicht beeinflussen lassen.
    Und kommen sie mir jetzt nicht mit irgendwelchen albernen Ausreden für die Dummköpfe! Georg Schramm weiss schon, warum er sie den Urnenpöbel nennt….

    Und dann:
    „Aufklärung (und für den Einzelnen: sich erst interessieren und dann informieren) über die wahren Hintergründe dieser Mechanismen ist der erste Schritt, um sich aus den vorgegebenen und eingeimpften Denkmustern zu lösen. Dann folgt der zweite Schritt der Handlung in eine andere Richtung ganz von selbst und Sie werden genug Menschen und Anregungen finden, die ihnen zeigen, was Sie ganz konkret tun können!“

    Was sollen diese Weisheiten die in Kinderbücher gehören?
    Haben sie die Entwicklungen der letzten Jahre/Jahrzehnte verfolgt?
    Trotz ihrer, und so vieler anderer Bemühungen, geht es eindeutig und unübersehbar permanent in die entgegengesetzte Richtung!
    Mit ihren albernen Gut-Menschen Beschwichtigungen tragen sie zum Fortbestand dieses Status Quo bei und sind somit eindeutig Teil des Problems, und eben nicht Teil der Lösung, oder?

    • Dies würde aber kaum ohne Bürger funktionieren die so dumm sind, dass man mit ihnen in der Realität so verfahren kann, oder?

      WARUM sind die Bürger so dumm? Oder WER hat die Menschen so sehr verdummt?

      Leute wie Heveling sind die nun mal die wahren Repräsentanten der Menschen, und sie behaupten das Gegenteil, weil sie offensichtlich ein so starker Denker sind, dass sie sich auch von Tatsachen nicht beeinflussen lassen.

      Falsch, sie sind so gut bezahlt und von mächtigen Interessengruppen geschützt, dass sie weder denken müssen, noch sich um die Interessen, Ideen und Meinungen des „Plebs“ kümmern müssen.

      Gut-Menschen Beschwichtigungen
      Das wird mir jedesmal vorgeworfen und als Beleidigung benutzt, wenn meine Argumente genau ins Schwarze treffen. Das ist jedoch keine Beleidigung, sondern ein Kompliment und ich danke Ihnen dafür!
      Ja, ich bin ein guter Mensch und ich bin stolz darauf!

      Ansonsten, wenn Sie schon den Herrn Schramm zitieren, gebe ich Ihnen das hier als Nachhilfeunterricht zu sehen und zu hören, damit sie nicht wieder versuchen EIN Wort dieses Mannes aus dem Zusammenhang zu reißen, um ihn zu diffamieren und den Sinn seiner Aussagen damit umzukehren.

      • Guter Punkt. Wenn Jemand gutes für den Menschen will in dem Sinne, dass keiner Hungers sterben muss, weil er seine Grundbedürfnisse durch sein Daseinsrecht bedingungslos bedfriedigt bekommt, aufgrund von Respekt in der Schule keiner unterdrückt sonder gefördert wird, damit er ein empathisches und gewissenhaftes Wesen wird (und keine Psychopath, was das Gegenteil ist), dann will ich auch gerne als Gutmensch beschimpft werden …

        • Prima, da sind wir ja schon zwei 🙂

        • Hannibal Lecter

          An Martin

          „Guter Punkt. Wenn Jemand gutes für den Menschen will in dem Sinne, dass keiner Hungers sterben muss, weil er seine Grundbedürfnisse durch sein Daseinsrecht bedingungslos bedfriedigt bekommt, aufgrund von Respekt in der Schule keiner unterdrückt sonder gefördert wird, damit er ein empathisches und gewissenhaftes Wesen wird (und keine Psychopath, was das Gegenteil ist), dann will ich auch gerne als Gutmensch beschimpft werden …“

          Welch ein Prachtbeispiel für Albernheit…

          „Wenn Jemand gutes für den Menschen will in dem Sinne, dass keiner Hungers sterben muss…“
          Es ist Menschen wie ihnen also völlig egal ob er verhungert oder nicht. Es geht ihnen darum, dass sie sich selber auf die Schulter klopfen können.
          Denn sie haben ja Gutes gewollt, und haben ausgezeichnete Ausreden dafür, warum er trotzdem verhungert ist….

          Denken sie einfach mal drüber nach …..

      • Hannibal Lecter

        Solveigh

        „Dies würde aber kaum ohne Bürger funktionieren die so dumm sind, dass man mit ihnen in der Realität so verfahren kann, oder?

        WARUM sind die Bürger so dumm? Oder WER hat die Menschen so sehr verdummt?“

        Die Frage ist, wie sie etwas daran ändern können. Die Medien gehören Konzernen, und diese wären schön blöd wenn sie ihren Besitz nicht zu Meinungsmache und Manipulation benützen würden. Nichts daran ist illegal. Was also wollen sie Machen?
        Versuchen sie doch mal die simple Tatsache zu begreifen, dass es völlig uninteressant ist, wie gut ihre Ausreden sind!
        Weiter:

        „Leute wie Heveling sind die nun mal die wahren Repräsentanten der Menschen, und sie behaupten das Gegenteil, weil sie offensichtlich ein so starker Denker sind, dass sie sich auch von Tatsachen nicht beeinflussen lassen.
        Falsch, sie sind so gut bezahlt und von mächtigen Interessengruppen geschützt, dass sie weder denken müssen, noch sich um die Interessen, Ideen und Meinungen des „Plebs“ kümmern müssen.“

        Das bestreitet niemand, sie ignorieren dass es nicht den geringsten Unterschied macht! Die Hevelings werden von den Menschen nun mal gewählt! Haben sie auch nur das Geringste anzubieten, wie sich das ändern lässt?
        Nein. Alles was sie haben sind Ausreden, warum es nicht geht!

        • Falsch.
          Und das ist meine letzte Antwort, die ich Ihnen gebe, Herr Menschenfresser, egal wie Sie meine Antwort nun drehen und missverstehen wollen.
          1) Das Meinungsmonopol löst sich (auch durch das Internet, aber nicht nur) gerade auf. Menschen haben mehr als die Mainstream-Medien zur Verfügung.
          2) Schauen sie sich die Entwicklungen von #occupy und DemokratieJetzt im vorigen Jahr an und Sie erfahren, was sich gerade bewegt.
          3) Was habe SIE zu bieten außer klein- und kaputtreden, außer Negativismus und „war schon immer so“ und verbale Angriffe „Sie haben nur Ausreden“? – Was bieten SIE als Lösung an? Nichts!

          Änderungen können nicht über Nacht geschehen.
          Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.

  12. F.R.V.

    Es ist schon süss, wie Herr Heveling sich müht, Parallelen mit der französischen Revolution zu ziehen. Mal ganz abgesehen davon, dass in „den Gassen von Paris 1789“ keine Barrikaden errichtet worden sind, scheint er vergessen zu haben, dass die Revolution zuerst einmal die alte Ordnung hinweggefegt hat, bevor sie ihre Kinder frass. Und selbst, wenn sich Herr Heveling in seinem Text nicht entscheiden kann, ob er sich nun auf die Seite des Ancien Régime oder der Revolution stellt, geht das für seine Argumentation in jedem Fall nicht gut aus.
    Interessant ist zudem, wie sich ausgerechnet ein so offensichtlich rückwärtsgewandter CDU-Bundestagsabgeordneter zum Verteidiger der unterdrückten Massen aufschwingt, die Zwänge des Internets krisitiert und zur Marx-Lektüre aufruft.
    Ganz im Sinne der Revolution: Liberté, Egalité, Fraternité ou la mort!

    • Hannibal Lecter

      FRV

      Sie ignorieren das Probelm. es ist nicht der undiskutable heveling, es ist die tatsache, dass die hevelings von den Bürgern gewählt werden!

  13. Hannibal Lecter

    Solveigh

    Noch ein kleiner Tip…
    Wenn sie statt die Filme zu konsumieren sich mal die Original Bücher von Harris vornehmen würden, dann könnten sie sehr schnell lernen, das Lecter stets nur Verbrecher massakriert die auf Grund ihres Geldes oder ihrer Macht durch die Maschen des Gesetzes schlüpfen.
    Erinnert sie das an was?

    • Ich habe schon vor über dreißig Jahren erkannt und lebe seit dem danach:
      „Ich kann mich nicht auf einen Berg von Leichen und in ein Meer von Blut stellen und nun behaupten, eine bessere Gesellschaft aufzubauen.“

      Wissen Sie warum? Durch das Morden habe ich mich mit denen gleich gemacht, die ich doch angeblich „bekämpfe“. Ich bin in einem solchen Fall also keinen Deut besser als die. Wie will ich da etwas Besseres schaffen?

      Nein, das ist keine Flucht, es ist der schwierigere Weg, bei dem ich mich dafür allerdings nicht selbst korrumpieren und zerstören muss.

      Damit ist der Herr Menschenfresser keine Lichtgestalt für mich, wenn er sich auch das Mäntelchen der Gerechtigkeit umhängt, um seine eigenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verbrämen.

  14. Hannibal Lecter

    Probieren sie es einfach mal hier:

    Die Agonie der Demokratie

    Die Agonie der Demokratie

  15. farbenspiel48

    Nein, man muß nicht Fan von Ansgar Heveling sein. Ein Beitrag, der jedoch soviel Aufruhr bei der sog. Netzgemeinde erzeugt macht neugierig – gelassene Souveränität sieht auf jeden Fall anders aus.
    Um einen Aspekt von Heveling aufzugreifen:
    Natürlich wird das Web künftig nicht bedeutungslos, dazu ist es einfach zu praktisch. Was verschwinden wird (und bei einer relevanten Mehrheit erst gar nicht vorhanden scheint) ist die Potenzierung einer schlichen Technologie zu Heimat, Bedeutung und Sinnstiftung bis hin zum messianischen Erlösungsmythos. Als Signatur einer ‘verlorenen Generation’ im Kontext durchaus verständlich, kann die künstliche Bedeutungsaufladung nicht ohne Widerspruch bleiben.
    Die digitale Zwangsbeglückung zu prognostizieren (Zuckerberg) und im Falle der ausbleibenden Würdigung Drohgebärden zu inszenieren (Negroponte) – statt von Möglichkeit und freibleibendem Angebot zu sprechen – hat schon immer Kritiker auf den Plan gerufen (Weizenbaum, Stoll, Schirmacher).
    Verständlich, dass die teilweise Zurückbeorderung in die reale Welt mit der Einstufung des Web als schlichtes Medium einigen schwerfällt, knüpfen sie an die Bedeutungs-Potenzierung doch einen beträchtlichen Teil ihrer Existenz. Auch die ständige Verlautbarung, man habe 2.0 eben immer noch nicht verstanden, hilft wenig: die nachfolgende Generation nutzt das Web heute als simples Werkzeug und käme kaum darauf, für die Verbreitung der Idee der Waschmaschine etwa gar eine Partei zu gründen.
    Der Mythos 2.0 war daher in der Tat eine flüchtige Episode.
    Und das ist gut so: Das 19. Jhd neigt sich definitiv dem Ende zu. Der Glaube, Mensch und Gesellschaft könne durch technische Errungenschaften transformiert und reformiert werden sind Vorstellungen einer Vergangenheit. Die sog. Netzgemeinde wähnt sich an der Speerspitze eines neuen Zeitalters ohne zu reflektieren, dass ihre Grundannahme in die Frühzeit der Industriealisierung wurzelt (und allenfalls für Schwellenländer noch Gültigkeit besitzt). Rauchende Schlote als Symbol von Fortschritt und Wohlergehen durch Netzgeschwindigkeit und iPhones ersetzen zu wollen reicht nicht, trägt nicht und kann keine Gestaltungsgrundlage einer enkeltaugliche Zukunft sein.
    Daher: Willkommen in der Realität des 21. Jdh. mit der Einladung und der Notwendigkeit, Zukunft grundlegend Anders zu denken.

  16. farbenspiel48

    Digitale Zwangsbeglückung durch Mythos 2.0 ?

    Nein, man muß nicht Fan von Ansgar Heveling sein. Ein Beitrag, der jedoch soviel Aufruhr bei der sog. Netzgemeinde erzeugt macht neugierig – gelassene Souveränität sieht auf jeden Fall anders aus.

    Um einen Aspekt von Heveling aufzugreifen:
    Natürlich wird das Web künftig nicht bedeutungslos, dazu ist es einfach zu praktisch. Was verschwinden wird (und bei einer relevanten Mehrheit erst gar nicht vorhanden scheint) ist die Potenzierung einer schlichen Technologie zu Heimat, Bedeutung und Sinnstiftung bis hin zum messianischen Erlösungsmythos. Als Signatur einer ‘verlorenen Generation’ im Kontext durchaus verständlich, kann die künstliche Bedeutungsaufladung nicht ohne Widerspruch bleiben.

    Die digitale Zwangsbeglückung zu prognostizieren (Zuckerberg) und im Falle der ausbleibenden Würdigung Drohgebärden zu inszenieren (Negroponte) – statt von Möglichkeit und freibleibendem Angebot zu sprechen – hat schon immer Kritiker auf den Plan gerufen (Weizenbaum, Stoll, Schirmacher).

    Verständlich, dass die Einstufung des Web als schlichtes Medium und die damit verbundene teilweise Zurückbeorderung in die reale Welt einigen schwerfällt, knüpfen sie an die Bedeutungs-Potenzierung doch einen beträchtlichen Teil ihrer Existenz. Doch auch die ständige Verlautbarung, man habe 2.0 eben immer noch nicht verstanden, hilft wenig: die nachfolgende Generation nutzt das Web heute als simples Werkzeug und käme kaum auf die Idee, für die Verbreitung der Waschmaschine etwa eine Partei zu gründen.
    Der Mythos 2.0 war daher in der Tat eine flüchtige Episode.
    Und das ist gut so: Das 19. Jhd neigt sich definitiv dem Ende zu. Der Glaube, Mensch und Gesellschaft könne durch technische Errungenschaften transformiert und reformiert werden sind Vorstellungen einer Vergangenheit. Die sog. Netzgemeinde wähnt sich in der Meinungsführerschaft eines neuen Zeitalters ohne zu reflektieren, dass ihre Grundannahme in der Frühzeit der Industriealisierung wurzelt (und allenfalls für Schwellenländer noch Gültigkeit besitzt). Rauchende Schlote als Symbol von Fortschritt und Wohlstand durch Netzgeschwindigkeit & iPhones ersetzen zu wollen reicht nicht, trägt nicht und kann keine Gestaltungsgrundlage einer enkeltauglichen Zukunft sein.

    Daher: Willkommen in der Realität des 21. Jdh. mit der Einladung und der Notwendigkeit, Zukunft grundlegend Anders zu denken.

  17. Keine Frage, der Vorstoß des CDU-Abgeordneten Heveling gegen das Internet ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit im Internet. Schlimmer noch: Er bedroht die durch das Internet zum ersten Mal gegebene Freiheit eines jeden, seine Sicht der Welt öffentlich zu machen und richtet sich gegen die damit gebotene Möglichkeit, am öffentlichen Gespräch über die Einrichtung unseres Lebens teilzunehmen. Weil so Demokratie überhaupt heute erst möglich wird, handelt es sich also um einen Anschlag auf die Demokratie. Deshalb bin ich dankbar für den wichtigen und notwendigen Beitrag Jacob Jungs und auch für die Kommentare.

    Um diese unsere neuen Rechte erfolgreich zu verteidigen, müssen wir aber sehr genau argumentieren. Denn es steckt auch ein Korn Wahrheit in den vorgeschobenen Gründen. Deshalb möchte ich ergänzen: Ziel und entscheidendes Ergebnis der Französischen Revolution war und ist die Freiheit des Individuums und das Privat-Eigentum. Sie ist also eine bürgerliche Revolution. Deshalb beginnt in der „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ der Artikel II die Aufzählung dieser „Menschenrechte“ mit der Freiheit und dem Eigentum, la liberté, la propriété. Der das Dokument abschließende Artikel XVII erklärt das „Eigentum“ sogar für „geheiligt“, „sacré“. Gemeint ist natürlich das „private“ „Eigentum“. „Privat“ (privatus, geraubt, lat.) heißt es, weil jeder der Millionen von Menschen, die an dessen Produktion beteiligt waren, durch seine Privatisierung zugunsten von bestimmten Individuen prinzipiell und willkürlich vom Eigentum am Produkt ihrer gemeinsamen Arbeit ausgeschlossen wird. (Das Eigentum und sein ICH) Das gilt selbstverständlich für geistige wie für materielle Güter. Der Kommentar von K. S. hat ja sehr deutlich gemacht, wie absurd die Vorstellung geistigen Privateigentums ist. Während zugleich auch klar wird, dass ein individueller Anteil an der geistigen Arbeit gewürdigt werden kann und muss. Solveigh Calderin hat dankenswerter Weise auf den fabelhaften TED-Vortrag aufmerksam gemacht, der den Grund der Unmöglichkeit andere ausschließenden Eigentums auch an materiellen Gütern nachdrücklich beweist. Allerdings ohne vom Eigentum zu reden.

    Denn im Zentrum bürgerlichen Weltverständnisses steht nicht die Freiheit, sondern das Privateigentum. Es gilt sogar als Bedingung bürgerlicher Freiheit. Es ist ihr eigentlicher Ausdruck. Sehr viel später in der Erklärung der Menschenrechte, im Artikel XI, aber immerhin, nennt dieses erste Grundgesetz auch die „freie Äußerung von Gedanken und Meinungen“ als „eines der kostbarsten Menschenrechte“ und betont ausdrücklich: „Jeder Bürger kann also frei reden, schreiben und drucken (…)“. Obwohl nicht einer der Verfasser auch nur im Traum daran gedacht hat, dass so etwa passieren würde. Es musste tatsächlich nicht extra gesagt werden, dass diese besondere Freiheit in der Praxis nur für die galt, die den Druck bezahlen konnten. Das hat bis zur Erfindung des Internets auch so funktioniert. Und die Reichen und Einflussreichen konnten sich darauf verlassen, dass bis dahin ihre und nur ihre Meinung öffentlich wurde. Man kann ihre Wut verstehen, die nun durch Herrn Heveling öffentlich geworden ist.

  18. Pingback: „Netzgemeinde, ihr werden den Kampf verlieren!“ – Ein Kurzkommentar | Steffis Blog

  19. Pingback: Jacobs Woche (29.1. – 4.2.2012) | Jacob Jung Blog

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