Sebastian Nerz zerlegt die PIRATEN

3.1.2012 – Gestern hat Sebastian Nerz, Bundesvorsitzender der Piratenpartei, der „Passauer Neuen Presse“ ein Interview gegeben, das innerhalb und außerhalb der Partei für Irritation sorgt. Nerz spricht von einer bundespolitischen „Traumkonstellation“ mit den Grünen und der FDP und betont, man könne „im Großen und Ganzen gut mit den kleinen Parteien, wenn man einmal von der Linkspartei absieht“.

Auf die rasch einsetzende, auch innerparteiliche Kritik reagiert der Bundesvorsitzende und frühere CDU-Politiker beleidigt und behauptet, im Interview „gar keine Koalitionsaussage getroffen“ zu haben.

Weder rechts noch links

Das Interview, das Rasmus Buchsteiner für die „Passauer Neue Presse“  mit Sebastian Nerz führte, ist kurz. Es umfasst gerade einmal sieben überschaubare Fragen und bemüht sich, wie fast jedes Gespräch mit den Chefs der Piraten, herauszuarbeiten, für welche politische Richtung die Partei eigentlich steht.

Während dieser Versuch in der Regel an ausweichenden Antworten, Scherzen oder einer ewigen Wiederholung der These vom überholten Schubladendenken scheitert, erhält Buchsteiner erstaunlich klare Positionsbestimmungen von Sebastian Nerz.

Der Bundesvorsitzende fühlt sich in Sachen Bürgerrechtspolitik mit der FDP und den Grünen verbunden. Sozialpolitisch sieht er die PIRATEN in der Nähe der SPD. Insgesamt könne man gut mit den kleinen Parteien, „wenn man einmal von der Linkspartei absieht“.

Deutlicher lässt sich die bundespolitische Verzichtbarkeit auf die PIRATEN kaum zum Ausdruck bringen. Wenn sich die konsequent bürgerrechtlich und freiheitlich geprägten Grundsätze der Partei bereits jetzt in den angestaubten Programmen der sterbenden FDP und der opportunistischen Grünen wiederfinden und wenn sie sich auf sozialpolitischer Ebene ausgerechnet bei der Agenda-2010 SPD heimisch fühlt, dann stellt sich die Frage, wozu man die Piratenpartei überhaupt noch braucht.

Und Nerz wird noch deutlicher. Auf die Frage nach Koalitionen, für die sich die PIRATEN ab 2013 zur Verfügung stellen würden, sagt der Bundesvorsitzende:

„Meine Traumkonstellation wäre immer eine Koalition mit Grünen und FDP. Aber man muss auch realistisch sein: Dafür ist eine Regierungsmehrheit nun wirklich nicht in Sicht.“

Mit anderen Worten: Wäre diese Option nicht unrealistisch, dann würde Nerz seine Partei inmitten einer bürgerlichen und neoliberalen Regierung sehen, die sich für eine Umverteilung von unten nach oben einsetzt, die Wirtschaftskonzerne und Besserverdiener begünstigt, die Kriegseinsätze der Bundeswehr und immense Rüstungsexporte befürwortet und deren hauptsächliches Klientel jene Eliten sind, die sich das „schöne, neue und ökologische Leben“ in unserer Gesellschaft leisten können.

Selbst mit der SPD würde Nerz eine Koalition nicht ausschließen, wenn sie sich nur gegen die Vorratsdatenspeicherung stellen würde:

„Ein mögliches rot-grün-orangenes Bündnis könnte an dieser Frage scheitern. Wir werden keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem eine Fortsetzung der Vorratsdatenspeicherung vorgesehen ist.“

Auf die Frage, ob die Piraten links sind, antwortet Nerz zunächst in gewohnt ausweichender Weise: „Wir sind weder rechts noch links“, um sofort zu ergänzen, dass die PIRATEN von Politikwissenschaftlern „irgendwo zwischen der FDP und der SPD“ verortet würden.

Differenzen sieht er lediglich mit der Union, da man sich in Sachen innere Sicherheit und Sozialpolitik uneins sei. Abgesehen von diesen beiden Themen scheint Nerz selbst hier keine unüberwindlichen Hindernisse zu erkennen.

Im Ergebnis vermittelt der Bundesvorsitzende das folgende Bild: Im Prinzip kann man mit jeder Partei, solange sie sich nur gegen die Vorratsdatenspeicherung stellt und nicht links ist.

Der „Shitstorm“ danach

Ganz wohl scheint es Nerz bei seinem Interview nicht gewesen zu sein. Bereits gestern Mittag veröffentlicht er auf seiner persönlichen Webseite einen Blogbeitrag, in dem er gekränkt auf den „Shitstorm“ reagiert, der dem fast zeitgleich erschienenen Interview folgte. Kritikern seiner Äußerungen wirft er vor, „aus Prinzip auf den Bundesvorstand“ zu schießen. Dabei habe er ja nicht einmal eine Koalitionsaussage getroffen.

Und überhaupt: Die Frage nach angestrebten Koalitionen sei unsinnig und hätte für Parteivorsitzende in etwa die Relevanz von „Was tragen Sie denn heute?“. Auf eigenwillige Weise begründet Nerz seine Antwort:

„Jedem sollte klar sein, dass eine Koalition Grün-Orange-Gelb 2013 nicht möglich sein wird. Meine Antwort ist also eine bewusste Nullaussage.“

Anders gesagt: Wenn der Bundesvorsitzende in der Presse eine Frage beantwortet, die er für unsinnig hält, dann soll sich das Publikum gefälligst denken, dass es sich bei seiner Antwort ebenfalls um Unsinn handelt. Auf die Möglichkeit, eine solche Frage einfach zurückzuweisen oder zu erklären, warum er sie für unsinnig hält, kommt Nerz nicht.

Dementsprechend fallen auch die Kommentare unter seinem Blog aus. Hier wirft man ihm beispielsweise vor, der „FDP ohne Not eine Art Wiederbelebungsmaßnahme zuteil“ werden zu lassen, die „großen, rebellischen Gedanken“ beiseite zu legen, sobald man „mit den Großen mitspielen“ darf oder ein „unüberlegtes und unprofessionelles“ Interview gegeben zu haben.

Ein Kommentator merkt an, dass wenn die Frage nach Koalitionen nicht wichtig gewesen sei, es auch nicht wichtig sein könne, die Linkspartei dezidiert auszuschließen, was Nerz dennoch getan habe. Ein anderer wirft Nerz in der Diskussion um die Wirkung des Interviews „beleidigt und arrogant wirkende Polemik“ vor:

„Als ob du der einzige Pirat wärst, der jemals ein Interview gegeben hätte – und als ob es zwischen deiner missglückten Antwort und dem Abbrechen von Interviews keinen Spielraum gebe.“

Nerz verharrt in der Pose des gekränkten und falsch verstandenen Vorsitzenden und lamentiert beleidigt:

„Na ja, nächstes Mal antworte ich eben mit „Die Frage ist unsinnig“ und breche das Interview ab, falls der Journalist auf einer Antwort besteht. Dann gibts eben gar keine Berichte mehr über die Piratenpartei.“

Anders gesagt: Wenn Euch nicht passt, was ich sage, dann sage ich eben künftig gar nichts mehr und Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt. So sieht also das resümierende Statement des Vorsitzenden einer Partei aus, die ursprünglich angetreten ist, um Schluss zu machen mit Parteifilz, Fraktionszwang, Intransparenz und Postdemokratie.

Repräsentiert Nerz seine Partei?

Nicht zum ersten Mal sorgt Sebastian Nerz mit öffentlichen Äußerungen für Irritationen und Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb seiner Partei. Dabei hat es der Vorsitzende bislang meist vermieden, sich konkret zu politischen Positionen zu äußern, über die es bei den PIRATEN bisher keinen Konsens gibt. Jeder hat das ewige „Hierüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht“ noch gut im Ohr.

Auch seine Position in Bezug auf ehemalige NPD-Politiker in der Partei sorgte für Kontroversen. Nerz hatte sich dafür eingesetzt, die Nazi-Vergangenheit einzelner Mitglieder als „Jugendsünde“ zu betrachten und den Betreffenden eine zweite Chance zu gewähren.

Anders sieht er das in Bezug auf die jüngsten Aktivitäten von „Anonymous“. Die Hackergruppe hatte sich über die Rechner des Sicherheitsberatungsdienstes „Stratfor“ Kreditkartendaten beschafft und mehr als eine Million US-Dollar als Weihnachtsspenden an gemeinnützige Einrichtungen verteilt. Nerz hatte daraufhin gesagt:

„Das ist Diebstahl. Das halte ich persönlich nicht mehr für jugendlichen Leichtsinn.“

Eine Position, die einerseits Rechtsextremismus als Jugendsünde verharmlost und andererseits den Hacker-Angriff auf ein US-Unternehmen, das häufig als „Schatten CIA“ bezeichnet wird, undifferenziert als puren Diebstahl zu geißeln, dürfte in weiten Teilen der Piratenpartei nicht gerade auf Zustimmung stoßen.

Dabei ist Nerz in Bezug auf „zweite Chancen“ selber auf den guten Willen seiner Parteikollegen angewiesen. Immerhin war er zwischen 2001 und 2009 Mitglied der CDU und kandidierte 2004 erfolglos für den Tübinger Stadtrat. Erst 2009 wechselte er die Partei und absolvierte bei den PIRATEN eine fulminante Karriere. Bereits im gleichen Jahr wurde er dort Beisitzer des Bezirksverbands Tübingen und Koordinator der Arbeitsgemeinschaft Landespolitik im Landesverband Baden-Württemberg. Im April 2010 wurde er dessen Vorsitzender und im Mai 2011 wurde er zum Bundesvorsitzenden der Piratenpartei gewählt.

Nerz Äußerungen über künftige Koalitionen, seine beleidigte Reaktion auf mangelnden Rückhalt seitens der Partei und seine strikte Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der Linkspartei legen die Vermutung nahe, dass in der Brust des Vorsitzenden noch immer das Herz eines CDU-Politikers schlägt. Die achtjährige Mitgliedschaft in der Union, die Nerz erst im Alter von 27 beendete, spricht jedenfalls weniger für eine „Jugendsünde“ als für die Bemühungen eines jungen Mannes um eine politische Karriere, in welcher Partei auch immer.

Bleibt die Frage, inwieweit Nerz tatsächlich die Position der PIRATEN vertritt. Der Vorsitzende zieht sich bei aufkommenden Kontroversen gerne auf den Standpunkt zurück, dass er sich auch als Chef der Partei immer nur in seiner Rolle als Privatperson äußern würde. So naiv, dass er glauben könnte, seine öffentlichen Äußerungen würden innerhalb und außerhalb seiner Partei nicht vor allem auch als offizielle Statements gewertet, kann Nerz, bei aller vordergründigen Harmlosigkeit, nicht sein.

Handelt es sich bei dem, was Sebastian Nerz im Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ gesagt hat, tatsächlich um die offizielle Parteilinie, dann sind die PIRATEN mit dem gestrigen Tag überflüssig geworden. Wer braucht schon eine weitere Kleinpartei, die sich irgendwo zwischen FDP und SPD an die Grünen hängt, die sich sozialpolitisch in der Nähe der SPD sieht und die, trotz aller inhaltlichen Übereinstimmungen, ein Bündnis mit der Linkspartei kategorisch ausschließt.

Ein Blick in das Parteiprogramm der PIRATEN sagt etwas gänzlich anderes. Hier tritt man für politische Transparenz, direktere Demokratie, ein revolutionäres Urheberrecht, eine uneingeschränkte Teilhabe aller am digitalen Leben, eine uneingeschränkt geschützte Privatsphäre, das Grundrecht auf sichere Existenz und gesellschaftliche Teilhabe, eine moderne Geschlechter- und Familienpolitik und eine ausgeprägte Informationsfreiheit ein.

Wenn die PIRATEN sich nach wie vor zu diesen Zielen bekennen, dann sollten sie ihren Bundesvorsitzenden schnellstmöglich zurückpfeifen und ihn durch jemanden ersetzen, der in der Lage und Willens ist, den ursprünglich revolutionären Charakter der Partei deutlich zu kommunizieren.

Jüngere Grüne oder modernere Freidemokraten braucht in Deutschland kein Mensch und wenn die PIRATEN das vor 2013 nicht verstehen, dann erübrigen sich Erwägungen über künftige Koalitionen ohnehin.

210 Kommentare

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210 Antworten zu “Sebastian Nerz zerlegt die PIRATEN

  1. Bernie

    @Jacob Jung

    Ich war von Anfang an skeptisch, bei der Piratenpartei und sehe mich, nicht nur nach deinem Artikel hier, bestätigt.

    Wenn eine Partei behauptet, dass die „Weder rechts noch links“ wäre, oder „unideologisch“, dann hat die von Gerd (Ex-Kanzler Schröder) gelernt, und davon profitiert, dass Menschen kein Langzeitgedächtnis haben, oder – ob ihrer Politikerverdrossenheit – nicht hingehört haben als im „Schröder-Blair-Papier“ dies als „Dritter Weg“ propagiert wurde, um von der eigenen neoliberalen Ideologie abzulenken.

    Es ist, und bleibt, eine Lüge, wenn Menschen behaupten, dass die „weder rechts noch links“ oder „unideologisch“ wären, in Zeiten der neoliberalen Beliebigkeit.

    Menschen ohne Weltanschauung (=Ideologie) gibt es nämlich nirgendwo auf dem Globus, und eben nur Uninformierte, oder selber ideologisch verblendete, behaupten das glatte Gegenteil.

    Exkurs:

    Manche gehen sogar soweit auch Religionen als Weltanschauungen bzw. Ideologien zu bezeichnen, nur mal am Rande erwähnt.

    Meist, wie bereits erwähnt, und man kann es nicht oft genug erwähnen äußern bekennende Neoliberale, und sonstige Markttaliban, dass die „unideologisch“ wären, weil der imaginäre „Markt“ (=Gott für Neoliberale) alles regeln würde.

    Wenn das keine Weltanschauung ist (die letzte übrigens aus dem Feld der politischen Religionen wozu einst auch der mittlerweile zum Glück mausetote Kommunismus gehörte), dann Fress ich ein ganze Batallion an Besen *grins*

    Amüsierte Grüße
    Bernie

    • Peter Petereit

      Ebenso amüsiert. Der Kommunismus ist nicht mausetot, höchstens mausetot geschrieben. Also, denn mal guten Appetit. Mit dem Bataillon wirst Du Dich übernehmen. Indirekt hatte ich mal eins.

      • Bernie

        @Peter Petereit

        Ich hab da mal was anderes läuten gehört – Vielleicht hätte ich es präziser ausdrücken sollen? Der autoritäre Staatskommunismus der Sowjets ist mausetot – So besser?

        Soll ich mal Besen bestellen gehen? Wo hattest du „indirekt“ denn mal eins?

        Ansonsten bleib ich dabei, wer behauptet, dass er „weder links noch rechts sei“, oder noch besser „unideologisch“ – bei gewissen Organisationen oder Parteien – der lügt bewußt – Weltanschauungen, und zwar egal welche, hat jeder Mensch, und ein anders Wort für Weltanschauung ist eben Ideologie.

        „[…]Der Oxforder Warton Professor für Englische Literatur und kritische Theorie an der Universität Oxford bringt Klarheit in die Vielzahl der Ideologiedefinitionen von der Aufklärung bis zur Postmoderne, bei Marx, Engels, Lukacs, Gramsci, Adorno, Althusser und anderen. Witzig, geistreich außerordentlich informativ und mit scharfer Zunge geschrieben, ist dieses Buch auch eine Attacke gegen die postmoderne Behauptung vom „Ende der Ideologie“[…]“

        Quelle:
        Inhaltsangabe des Buches von Terry Eagleton.

        Gruß
        Bernie
        „Alle, die es leid sind, die Historiker über das Ende der Ideologie frohlocken zu hören, sollten sich mit diesem Buch wappnen.“(New York Times Book Review)
        „Es ist das Verdienst von Terry Eagleton, die Geschichte des Ideologiebegriffs seit seinem Aufkommen in der Umgebung der französischen Materialisten des späten 18. Jahrhunderts und insbesondere während der letzten hundert Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen.“(Herfried Münkler in der Süddeutschen Zeitung)

    • Vielleicht ist es doch nun endlich mal an der Zeit, sich über alle weltanschaulichen, ideologischen, religiösen Unterschiede hinweg zu vereinenen, statt dass wir und wie bisher ständig auf- und damit zer-teilen lassen, so dass wir dann gegeneinander gehetzt und auf Nebenkriegsschauplätzen ausgelaugt werden können und dabei vergessen, worum es uns allen im Grunde geht: um eine menschenwürdige Gesellschaft, die diesen Namen auch verdient.

      • Peter Petereit

        Yep. jugendlich frisch von einem ziemlich alten alten knochen

      • Biss Herr Unbekannt

        >alle weltanschaulichen, ideologischen, religiösen Unterschiede hinweg zu vereinenenworum es uns allen im Grunde geht: um eine menschenwürdige Gesellschaft, die diesen Namen auch verdient.<
        was mittlerweile *prov* biologisch ja anscheinend bewiesen …
        http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-04/hirnforschung-politik-wertvorstellungen…..
        sogar nur mit linksorientierten menschen funktionieren würde zu den herr nerz anscheinend ja nicht gehört…womit auch die "unpolitisch"-schiene als obsolet sein dürfte…

        nix für ungut ich bin (links) gerne dabei… ;o)

        • Leider funktioniert Dein Link nicht, darum kann ich auf Deinen Kommentar nicht einehen und verstehe ihn auch nicht vollkommen.

          Es geht mir nicht ums „unpolitisch“ sein, sondern darum, die Gesellschaft nicht in immer kleinere Teile aufzuspalten und die Menschen gegeneinander aufzuhetzen: rechts gegen links, schwarz gegen weiß, arbeitslos gegen (noch) Arbeitenden, Alt gegen Jung, Eltern gegen Kinder und umgekehrt usw., sondern es geht mir darum, die Menschen zusammen zu bringen, um eine menschenwürdige Gesellschaft zu erschaffen, in der sich alle wohlfühlen können und in die sich alle nach ihren Möglichkeiten und Vorstellungen einbringen können und dann auch wollen.

  2. libero

    man gewinnt hier nicht den eindruck, als ob sich das gros der kommentierenden schonmal die mühe gemacht habe, einen blick ins parteiprogramm der piraten geworfen zu haben…
    http://www.piratenpartei.de/unsere_ziele

    • Bernie

      @libero

      Die Sache mir den Parteiprogrammen, und was so darin steht hat mir – anno 1998 – ein gewisser Gerhard Schröder (SPD-Ex-Kanzler) sowas von ausgetrieben, die ernst zu nehmen.

      Schau mal da rein, was damals drin stand (sollte es im langlebigen Netz noch unverändert stehen) – Weder Agenda 2010, noch Krieg und Sozialabbau wären mit dem Parteiprogramm notwendig gewesen.

      Nein, seither kann ich Parteiprogramme einfach nicht mehr ernst nehmen – Steht ja doch meist was völlig anderes drin als die Partei letztendlich umsetzt – im realen Leben.

      Gar nicht amüsierte Grüße
      Bernie
      (Schröder-Fischer-Geschädigter)

    • Iris

      Das ist hier ja auch gar nicht Thema.

  3. Buddha

    „Ich kann diese Fresse nicht mehr sehen!“ – debiles Gegrinse mit einem obligatorischen Piratenhut…

  4. Pingback: Elektronischer Verweis vom 04.01.2012 | Schallgrenzen | Blog: Musik & Kultur

  5. Werte, Moral und Kompetenz
    Es mangelt nicht an Werten, sondern an gelebten Werten. Gerade, wenn wir uns für die aktuelle Berichterstattung aus Politik und Wirtschaft interessieren, kommen wir kaum an dem Eindruck vorbei, dass es mindestens zweierlei Werte gibt: Einmal als scheinmoralische, staatsmännisch vorgetragene Sprechblasenentleerung und Maßstab, dass Verhalten anderer zu be- und verurteilen. Zum zweiten völlig andere, nicht ausgesprochene Werte, Prinzipien und Regeln, nach denen diese Menschen im Alltag für sich selbst entscheiden. Charakter ist die Summe unserer Alltagsentscheidungen. Von anderen Orientierung an Werten zu verlangen, die nicht als Handlungsmaßstab für die eigene Person gelten, ist entweder verbale Inkontinenz oder vorsätzliche Täuschung. Konsequenz: die Menschen verlieren das Vertrauen, gleich ob zur Politik, den Eltern oder zu unseren Wirtschaftsführern. Vielleicht sollte es neben einem Führer- oder Jagdschein, einer Ausbilder- oder Beratereignungsprüfung (BWV) auch Erziehungs- oder Wahlberechtigungsscheine (aktiv/passiv) und einen „Unternehmensführerschein“ geben.

    Kultur-Werte-Doppelmoral-Regeln – Unternehmertum Teil4

    • Diese „Scheine“ sind alle nur Geld-Druckmaschinen und nützen nur denen, die diese „Scheine“ verkaufen.
      (Nachdem ich Deinen Artikel überflogen habe, gehe ich davon aus, dass Du das ironisch gemeint hast.)

      Ansonsten stimme ich zu: Es ist für jeden Menschen wichtig – und nur dann kann er als wahrhaftig bezeichnet werden und verdient und erhält meine Achtung – wenn er das lebt, was er spricht.

      Kant’s Imperativ ist übrigens uralt und bereits in allen Religionen in der „Goldenen Regel“ formuliert: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

      http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel

      • „Kants Imperativ“ natürlich.

        Kommt davon, wenn ich ständig zwischen den Sprachen hin- und herhüpfe… 🙂

        • „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
          Wenn Du das auf Werte beziehst, stimme ich auch dieser „goldenen Regel“ zu. Auf konkretes Verhalten bezogen finde ich es daneben. Da Menschen unterschiedlich sind, z.B. unterschiedlich gut Kritik vertragen können, sollte man solche für die jeweilige Person verständlich und annehmbar übermitteln. Einer braucht es graderaus,,sonst merkt er nicht mal, dass es Kritik war, ein anderer bracht es schön verpackt, damit er sich trotz Kritik als Person geschätzt fühlen kann.

        • Auch das konkrete Handeln lässt sich auf diese Goldene Regel herunterbrechen:
          Ich behandele alle anderen Menschen genau so wie ich behandelt werden möchte. Ich möchte nicht beleidigt werden, also beleidige ich andere nicht. Ich möchte, dass mir Kritik so gesagt wird, dass ich sie auch so verstehe und mich nicht beschimpft oder herabgesetzt fühle, also mache ich das auch anderen gegenüber genau so. Ich möchte nicht umgebracht und bestohlen werden, also bringe ich andere nicht um und bestehle sie auch nicht.

          Es ist im Grunde alles so einfach. Warum müssen wir uns immer alles so verkomplizieren?

        • struppi

          Da jeder einen anderen „Schwellenwert“ hat, wann er oder sie beleidigt ist oder sich beschimpft fühlt, läßt sich das eben nicht so einfach runterbrechen. Daher halte ich den Kant’schen Imperativ auch eher für selbstgefällig, denn letztlich zählt dort nur die eigene „Weisheit“ aber ohne Toleranz gegenüber Menschen die nicht so handeln wie man selbst, wird es kein Miteinander geben.

        • aber ohne Toleranz gegenüber Menschen die nicht so handeln wie man selbst, wird es kein Miteinander geben.

          Stimmt.
          Ich finde sie sowohl im Kantschen Imperativ als auch in der Goldenen Regel beinhaltet. Denn ich (und jeder Mensch) möchte grundsätzlich mit Respekt und Toleranz behandelt werden und darum werde ich also auch andere so behandeln. Ich muss nicht „Recht haben“. Nur durch dieses „Recht haben wollen“ entstehen Beleidigung und Zerwürfnisse.

          Wir Menschen sind von Geburt empathisch = einfühlsam. Sollten wir uns endlich dazu durchringen können, diese Empathie auch zu leben, steht dem respektvollen Umgang der Menschen miteinander nichts mehr im Wege.

          Allerdings ist das wohl in einer Gesellschaft, die auf Konkurrenz-Denken und „Der stärkere frisst, die anderen werden gefressen“ beruht, ein wenig schwierig.

          Es wird immer häufiger (oder empfinde ich das nur so?) davon gesprochen, dass wir im Umbruch von einer Gesellschaft des „Habens“ – Konkurrenz – in eine Gesellschaft des „Seins“ – Kooperation – leben.

  6. Pingback: Sebastian Nerz zerlegt die PIRATEN - Erwerbslosen Forum Deutschland (Forum)

  7. Nihilist

    Das habe ich schon bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrates in meiner Heimatstadt erlebt. Piraten und FDP kungeln miteinander!

    • Biss Herr Unbekannt

      …sowas hatte ich schon beim ersten „auftreten“ vermutet… schon aus der angeblichen ähnlichen interpretation des begriffes „freiheit“…

  8. Iris

    @Jacob:
    Bei der kontinuierlich zunehmenden Menge an Kommentaren hier finde ich diese verschachtelten Kommentarstränge extrem unübersichtlich und anstrengend zu verfolgen.

    • Hi Iris, ich habe das jetzt mal ein wenig umgestellt. Die neuesten Kommentare stehen jetzt oben und außerdem werden nicht mehr alle Kommentare auf einer Seite dargestellt. Besser so? LG, Jacob

  9. flavo

    Ein nettes Zeugnis. Gut, was soll man von der Piratenpartei schon erwarten. Die lebt ein bisschen von der emotional positiven Besetzung der Elektronikgadgets und den damit erlebten Individualisierungsoptionen sowie dem in jedem schlummernden Freiheitsstreben in Form eines Rebellen, ähm. Piraten. Man kann für Informationsfreiheit kämpfen und sozialkonservativ sein. Das ist kein Widerpsruch. Eher im Gegenteil. Der Sozialkonservativismus ist in den Sozialisierungsprozessen seit den 1990ern fester Bestandteil. Von daher ist er immer unausgesprochener Hintergrund aller Befreiungsversuche und macht diese somit auch eher zu Versuchen, die irgendwann in die Eigenbevorteilung innerhalb der herrschenden sozialen Verhältnisse münden. In der Piratenpartei sind viele Kinder dieser Sozialisation. Womit sollte sich heute besser eine politische Karriere machen lassen als mit dem Thema Internet und Co.? Und warum sollte eine solche politische Ausrichtung zu einer anderen FORM der Sozial Politik führen? Informationsfreiheit ist eine andere Freiheit als die soziale Freiheit; sie harmoniert wunderbar mit der neoliberalen Aversion gegen Staatstätigkeit. Sie verlängert und verstärkt diese noch, zumindest auf rhetorischer Ebene. Soziale Freiheit braucht aber Staatstätigkeit oder die Regulation durch irgendwas anderes, funktioniert aber nicht durch unregulierte Zufallsprozesse (Markt). Dieser Widerspruch wird sich nicht so ohne weiteres politisch verkaufen lassen. Und letztlich wird man schon aufgrund der nur geringen sprachlichen Auflösung, die politisch noch verkaufbar ist, in den Chor gegen die Staatstätigkeit einschwingen. Dann ist man bei der FDP. Insofern sind die Aussagen des Vorsitzenden völlig passend.

  10. xyz

    Auja! Ich möchte unbedingt von den Grünen und der Piratenpartei durch das Satellitenprogramm Galileo überwacht werden – unbedingt! Eine echte Traumkoaltion tut sich da auf.

    und natürlich nicht wegen Umweltschutz, sondern weil da innovativ dran verdient wird – is gut für die Wirtschaft!

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article13664975/Kretschmann-will-PKW-Maut-an-Abgaswerte-koppeln.html

    „Für die Abrechnung könne das europäische Satellitensystem Galileo eingesetzt werden““

    „“. Er geht aber davon aus, dass die Wirtschaft seine Forderung nach einer Pkw-Maut unterstützt: „Überall höre ich Positives zur elektronischen Maut. Die Firmen wissen, dass das ein Riesenmarkt mit neuen Technologien ist.“

    • xyz

      die Grünen haben erst cooles Personal:

      wenn Berufs-Ökologen der Umwelt schaden

      Der Grüne Winfried Kretschmann, oberlehrerhafter Ministerpräsident von BadenWürttemberg, begeistert sich für eine Pkw-Maut. Wenn andere sie zahlen müssen. Diese Begeisterung speist sich aus einem offenbar geheuchelten Umwelt-Gewissen. Denn im realen Leben verblüfft der Hölzerne durch seinen persönlichen Rekord-Co2Ausstoß. Oktober 2011:

      Während seine Ministerpräsidenten-Kollegen zu ihrem Treffen per Auto, Linienflug oder Bahn anreisten, nahm Kretschmann als Einziger den Hubschrauber. 9.000 Euro kostete der Flug von Stuttgart nach Lübeck.

      Doch es kommt noch besser.

      Kretschmann wurde nach der Landung direkt am Rollfeld abgeholt. Von seinem Dienstwagen: Die S-Klasse war schon morgens die 730 Kilometer von Stuttgart bis Lübeck gefahren. Ohne den Ministerpräsidenten …

  11. Und auch wenn die folgende Nachricht mit dem Titelthema wenig gemein hat, dann umso mehr mit der Wahrnehmung von Information in der breiten Masse! Und auch deshalb gehört Sie hierher:

    Christian Wulff: Warum der Bundespräsident wirklich zum Abschuss freigegeben wurde
    Eva Herman

    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/eva-herman/christian-wulff-warum-der-bundespraesident-wirklich-zum-abschuss-freigegeben-wurde.html

    Auch habe ich immer betont wir alle wissen NICHTS !!!

    Doch diese Aussage verstehen die Wenigsten.

    Burger Lohmann

    • libero

      jaja, werden abegschossen, die armen. wie wär’s denn mit eva herman for president? oder gleich den kopp?

      • Einige Aussagen die Herr Wulff laut diesem Artikel gemacht haben soll, werden hier bestätigt die ersten paar Minuten:

        Ich finde den Artikel gut, nicht weil er Mitleid heuchelt (das tut er nicht), sondern weil er mir die Frage beantwortet, was der Mann angestellt hat und wem er unbequem geworden ist, so dass er „zum Abschuss freigegeben“ wurde. Denn es glaubt doch hier wohl nun wirklich niemand, dass Herr Wulff die große Ausnahme ist? Genau das wird in diesem Artikel gut analysiert, ganz abgesehen davon, dass ich nicht mit allem einverstanden bin, was in diesem Artikel steht.

        Bei der Informationssuche ist es gut, die Scheuklappen abzunehemen und nicht alles, was von der „falschen“ Seite kommt, sofort zu verdammen.

        Zu diesem Artikel

        http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-01/dobrindt-npd-linke

        gab es auf google + eine interessante Disussion zu diesem Thema:

        Eine gesunde Demokratie zieht aus den Kritiken der 5% radikalen Linken und Rechten jederzeit sogar Synergien…nur eine kranke Regierungsform greift zu Verboten und zu Gefängnis bei „falschem“ Denken…und das…Freunde nennt sich Diktatur!

        Meine Antwort darauf:

        Ja. Da bin ich vollkommen Deiner Meinung.
        Weil gerade diese 5 % am deutlichsten sagen, wo es in der Gesellschaft klemmt. Besser zuhören und einbeziehen als verbieten, denn das radikalisiert sie und weitere Menschen zusätzlich. Ist das so gewollt, um die Diktatur zu legitimisieren?

        Ein anderer antwortet mir:

        Die Extremen als Chance…das wäre notwendig und auch konstruktiv…aber ob sie soviel Intelligenz besitzen…oder so frei sind dies zu tun? Keine Ahnung;))
        Weitere Antworten:
        Gerade das Verbotene ist es, was besonders reizt.
        So ist das…und der Zulauf wird grösser…und mit Recht!
        Es gab da mal einen Satz, der mein Demokratieverständnis in den 70ern geprägt hat:“Wird Unrecht zu Recht, wird Widerstand zur Pflicht!“
        Meine Antwort an den oberen:
        es geht hier nicht um Intelligenz, die haben sie schon. Es geht ausschließlich um Macht und Pfründe. Darauf konzentrieren sie ihre Intelligenz, dem wird alles – auch die Vernunft – untergeordnet. Die Herrschaften sind an Miteinander und Füreinander der Gesellschaft, an einer Entwicklung der Gesellschaft zu Menschlichkeit und Toleranz nicht interessiert, denn das stellt ihre Macht in Frage. Darum gehen sie den für uns (die meisten Menschen) kontraproduktiv erscheinenden Weg.

  12. Und das sollte unser aller Anliegen sein: Für den Frieden für uns alle !!!

    Freundschaft mit Valjevo e.V.
    Für Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung
    Kriegsvorbereitungen stoppen! Embargos beenden! Solidarität mit den Völkern Irans und Syriens!

    http://www.freundschaft-mit-valjevo.de/wordpress/

  13. Reblogged this on 13rh07.com and commented:
    Danke an Jacob Jung für diesen Post.

  14. Pingback: Jacobs Woche (1.1. – 7.1.2012) | Jacob Jung Blog

  15. Pingback: Jacobs Woche (1.1. – 7.1.2012) | Die besten deutschen Blogs aller Zeiten

  16. Ex-Möchtegern-Pirat

    Eigentlich hatte ich einen Mitgliedsantrag bei den Piraten gestellt.
    Mit so einem Bundesvorsitzenden lasse ich das nun lieber bleiben.
    Danke für die Aufklärung!

  17. Da hab ich was ;-): Was die (Piraten-)Parteien wissen sollten:

    Was die (Piraten-)Parteien wissen sollten…

    • Emm Ess

      M. E. kann es schon sein, dass politische Arbeit ohne Kenntnisse von wissenschaftlichen Fachgebieten wie z.B. der Ökonomie, der Philosophie, der Mathematik, der Systemtheorie oder auch der Formalen Logik getrieben wird.
      Die Ökonomie ist doch keine Wissenschaft. Hier werden lediglich Ideologien vertreten. Der Super-Philosoph Platon ist mit seiner Politik in der Praxis kläglich gescheitert und die Philosophie hat doch seit Platon kaum Fortschritte gemacht. Der Stifter des Nobelpreises hat schon gewusst, warum er für das Fachgebiet der Mathematik keinen Preis ausgelobt hat. Der sog. Nobelpreis für Ökonomie wird von einer schwedischen Bank bezahlt.
      Politik sollte von gesundem Menschenverstand getrieben sein, der sich zum größten Teil an die 10 Gebote hält und nichts anderes.

      • Interessant, dass du auf meinem Blog als letzten Satz „Politik sollte von gesundem Menschenverstand getrieben sein und nicht von wissenschaftlichen Spitzfindigkeiten.“ schreibst und hier mit den 10 Geboten. Jetzt weiß ich auch, warum du der Wissenschaft scheinbar abgeneigt bist. 😉

        • Emm Ess

          Anfang Januar hat die wichtigste Ökonomenvereinigung der Welt erstmals Ethikrichtlinien für ihr Fach beschlossen.

  18. @Emm Ess wenn ich all‘ die „Richtlinien“ zählen würde, die schon beschlossen und von niemandem umgesetzt wurden, würde ich Jahre zählen. Das ist unter „Sand in die Augen streuen“ und „Spiegelfechterei“ abzulegen.

    Von „den“ Religionen ist nichts zu erwarten, folgen sie doch (oder sind gar Ursache?) des barbarischen Wirtschafts- und Politiksystems, in dem wir zu leben haben.

    • Emm Ess

      @Solveigh. Du hast recht, von den 10 Geboten meinte ich nur das 5.und 7. bis 10. Diese Gebote sind mittels gesunden Menschenverstands entstanden und haben mit Religion insofern nur etwas zu tun, dass sie von Religionsstiftern schlicht und einfach abgeschrieben worden sind. Das Plagiatentum war in Wissenschaft und Politik schon immer weit verbreitet.

      • Okay, dann sollte das vierte Gebot aber auch in Deine Liste rein. Die uralte Goldene Regel, das der Herr Kant dann als kategorischen Imperativ neu erfunden hat, drückt das alles in einem Satz aus: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
        Die gibt’s in allen Religionen. http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel Wir sollten uns endlich befleißigen, sie zu leben.

        Das Plagiatentum war in Wissenschaft und Politik schon immer weit verbreitet.

        Oh ja.

        • Emm Ess

          @Solveigh, vielen Dank für den Hinweis auf die uralte Goldene Regel und den kategorischen Imperativ. Entschuldige, dass ich mich mit den 10 Geboten ein wenig oberflächlich beschäftigt habe.

  19. Lucia

    Ich glaube nicht, dass sich das Establishment vor solchen Piraten fürchten muss. Zumindest wenn ich die Aussagen derer lese, die sich in dieser neuen Partei profilieren/in Szene setzen und die leider wahrscheinlich die künftige Orientierung bestimmen werden. Bestimmt sind da auch „kluge Köpfe“ dabei, aber die sind in der Regel nicht diejenigen die sich durchsetzen (war ja bei den Grünen auch so, nur dass das damals noch etwas länger dauerte). Diese coole „neue“ Bewegung und ihre Anhänger leben in der Illusion, sie hätten den etablierten Parteien etwas veraus weil sie die erste Generation sind die mit internet aufwuchs.
    Dabei setzen die etablierten Parteien mit ihrer „Bildungspolitik“ (insbesondere Bertelsmannstiftung) und Konzerne schon längst auf die nächste Generation. Die „individuelle Förderung“ jedes Kindes soll „das Beste“ sein. Deshalb darf Bertelsmann in Deutschland schon in den Kindergärten Fragebögen mit ca. 150 Fragen zu jedem Kind (namentlich erfasst) ausfüllen lassen (Beobachtungsverfahren Kompik) und dann (anonymisiert ?) statistisch verwerten (Keck-Atlas). Siehe hierzu SZ nr 26 vom 01.02.2012 Seite 5 ein enthousiastischer Artikel „Kletterwand für Achmed, Deutschkurs für Maria“ – man beachte die politisch korrekt Wahl der Vornamen (kein Deutschkurs für Achmed…)
    – Einwurf : leider bin ich ein hoffnungslos altmodischer Papierleser und nicht gut im „verlinken“ ich hoffe dass diejenigen die es interessiert die Quelle mittels der Quellenangabe findet, danke –
    Internet-lernen und Studium ist der nächste logische Schritt, der „massgeschneidertes“ Lernen erlaubt. Und die Kinder und Jugendlichen isoliert und entsolidarisiert. Denn so soll mit dem Lernen und Studium weitergehen :
    Quelle FAZ nr 33 vom 08.02.2012 Bereich Forschung und Lehre artikel „Hausfrauen, Polizisten – jeder ist als Lehrer geeignet“, Aussagen von David Gelernter, Mitbegründer des world wide web, die ich in ihrem Zynismus wörtlich zitieren möchte (letzter Absatz des ganzseitigen Artikels) :“Traditionelle Schulen und Universitäten stellen in der modernen Gesellschaft eine mächtige Kraft dar. Sie werden hart dafür kämpfen, dass der übergang zum netzbasierten Bildungssystem nur langsam oder gar nicht vorankommt, das ist nur natürlich. Doch heute lässt man zu, dass viele Kinder als Sklaven des Internets aufwachsen, als Internetsüchtige, die verloren oder hoffnungslos gelangweilt sind ohne die Geräte die sie, wie Vögel in einem Schwarm, mit ihren Freunden und der Gegenwart verbinden. Der durchschnittliche Internetsklave wird die netzbasierte Bildung als natürlich und erstrebenswert empfinden. Angesichts der heutigen Schulen und Universitäten wir der übergang zur Cyberakademie mit einiger Sicherheit insgesamt gut für Schüler, Studenten, Eltern und die Welt sein. Jedenfalls wollen wir das hoffen, denn sie wird kommen, ob wir das wollen oder nicht“ Ende Zitat
    Wie soll es dann nach dem Cyberstudium für den Internetsklaven weitergehen ? Die Firma IBM hat kürzlich ihre Zukunftspläne vorgestellt. Ein Drittel der Mitarbeiter wird demnächst entlassen. Mehr Entlassung sind längerfristig sicherlich vorgesehen. Denn Behalten will man nur eine „Stammbelegschaft“ die sich um Repräsentation nach aussen und Kundenpflege kümmert. Alle anderen Tätigkeiten werden weltweit im Netz als Auftragsarbeiten ausgeschrieben. Weltweit stehen dann die Internetsklaven in Konkurrenz, um den Arbeitsauftrag nach bestem Preis-Leistungsverhältnis zu erledigen. Keine sozialen Sicherheiten mehr, nationale Arbeitsrechte sind nicht mehr gültig. Die „freien“ Mitarbeiter werden dann von ihren diversen Auftragsgebern bewertet und können ihre Chance auf neue Aufträge erhöhen, wenn sie „gute Noten“ haben. Wenn nicht….

    Liebe Piraten, zu dieser Politik vermisse ich absolut irgendeinen Anschein von Kampfesgeist und Widerspruch.

    Noch was : Liebe Frauen, haltet es nicht für Emanzipation wenn jetzt für alle Mädels Mint-Fächer propagiert werden. Hier gehts ausschliesslich um den „Nutzwert“.

    Lucia

    • Ich teile Deine Bedenken bezüglich der Piratenpartei.
      Ich teile Deine Bedenken bezüglich der Fragebögen, die ich als Mutter grundsätzlich nicht ausfüllen würde, wobei die Frage nach dem Zweck des Kindergartens/Krippe – schlimm KiTa (Kindertagesstätte – das klingt nach „Aufbewahrung“ wie einen Koffer, was es auch ist) insgesamt steht. Es wäre klüger und im Interesse der Kinder, die Mütter bei den Kindern zu lassen und ihnen zuzutrauen, sie selbst erziehen zu können (in diese Richtung geht auch das webbasierte Lernen).
      Aber das ist natürlich nicht im Interesse der heute Herrschenden, die ihre Sklaven so früh wie möglich unter Kontrolle bekommen wollen – wenn das durch die viel zu frühe Trennung von der Mutter zu psychischen Schäden bei den Kindern führt, ist das nicht schlimm (Ausschuss gibt es ja schließlich überall, ne?), es bleiben genug Sklaven übrig!

      Das web-basierte Lernen ist, wie bei allen menschlichen Erfindungen ein zweischneidiges Schwert. Die Menschen werden durch das Internet nämlich nicht nur vereinzelt, sondern vor allem verbunden, und zwar weltweit!
      Wer glaubt noch die Lügenmärchen, dass alle Muslime potentielle Terorristen sind, wenn er sich mit ihnen ausgetauscht hat und erkennt, dass der genau dieselben Sorgen und Nöte, Freuden und Lieben hat, wie ich selbst? DARUM fürchten die Herrschenden das Internet und müssen es verteufeln wo immer es nur geht und so schlimm es nur geht, DARUM wollen sie ACTA, SOPA und PIPA durchpeitschen.
      Es geht nicht um „Copyrights“ (vielleicht um die irgendwelcher Konzerne, die den Hals nicht voll genug bekommen), es geht um Kontrolle und „abschalten können“, was nicht in die Propaganda der Herrschenden passt!

      Hier ein Beispiel wie webgestütztes und gar von den Kindern selbst bestimmtes Lernen funktioniert, wozu und warum es gut ist. Es zeigt die andere Seite dessen, was Sie schildern und befürchten (es können deutsche Untertitel eingestellt werden):

      • P.S. Auch Ihre Befürchtungen der internationalen Internetsklaverei hat eine andere Seite:
        http://www.sein.de/gesellschaft/neue-wirtschaft/2010/die-befreiung-der-arbeit-das-7-tage-wochenende.html

        Wir leben in einer Zeit des Umbruchs: Alles ist möglich. Es hängt von uns Menschen ab, was wir daraus machen. Noch nie hatten die Menschen selbst soviel Einflussmöglichkeit auf das Entstehende.

      • Lucia

        @ Solveigh Calderin
        Danke für den Kommentar; Ich muss vorab eingestehen dass ich eine sehr begrenzte Einsicht habe, was das positive Potential von Internet hinsichtlich Sozialisierung und Bildung betrifft. Bislang will ich „stur“ bleiben und nochmals meine Bedenken erläutern :

        Sozialisierung : Der Pool an potentiellen Kontakten ist unermesslich. Wie wählt der Internetnutzer aus, mit wem er in Kontakt tritt ? Kommt es da nicht zu einer verstärkten Clanbildung, weil jeder automatisch nach denen sucht, die seine Interessen/Ansichten weitestgehend teilen.
        Unsere persönliche Fähigkeit soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen ist demgegenüber dennoch âusserst begrenzt. Mit der grossen Chance, so viele potentielle Freunde zur „Auswahl“ zu haben wächst auch das Risiko dass die „erwählten“ potentiellen Freunde ohne Skrupel austauschbar und ersetzbar werden. Ausserdem besteht der Kontakt nur durch das was ich im netz produziere. Mit einem guten Freund im richtigen Leben kann man schweigen oder zusammen etwas tun ohne sich zu „produzieren“ und ist sich vielleicht gerade in diesen Momenten besonders nah.

        Bildung : Natürlich kann man hoffen, dass Kinder die früh über das Internet kommunizieren, noch viel offener, neugieriger sind und sich weniger mit „Auswahlkriterien“ beschränken. Aber gerade durch solche Initiativen wie die Bertelsmann Statistik werden die Kinder schonmal vorab nach „Schwachstellen“ und „Potential“ sortiert. Was das mit dem Internet zu tun hat ? Ich glaube dass aufgrund der ermittelten Informationen „e-learning“ Produkte entwickelt werden die als „massgeschneidert und kindgerechte Einzelförderung“ idealisiert werden. Dann haben Kinder mit Ihrer virtuellen Lerngruppe in die man sie zusammengefasst hat, mehr zu tun als mit dem Nachbarn in der Klasse (falls es Klassengemeinschaften dann noch gibt). Bertelsmann hat in den Medien bereits angekündigt, diesen Geschäftsbereich besonders ausbauen zu wollen.
        Demgegenüber schätzte ich das „Zufallsprinzip“ von Gemeinschaften in Kindergärten, Schulen und Universitäten (das es zumindest in den öffentlichen Einrichtungen noch gibt). Das erscheint mir viel „echter“ und potentiell fruchtbarer im Austausch.

        Schauen Sie sich sich die ganzen Partnervermittlungs-websites an. überall Fragebögen zur „Vorselektion“ des geeigneten Partners. Und der Zuspruch scheint enorm zu sein.Wie beeinflusst die so forciere „Selbstdarstellung“ einerseits und das „Selektionsdenken“ andererseits unseren künftigen Umgang mit anderen Menschen ? Ich sehe da grosse Risiken, denn diese „Orientierung“ führt in meinen zu einer „Wegwerfmentalität“ und womöglich zu noch mehr Sektiererei und Bildung von Gruppen, die sich durch Abgrenzung definieren. Und genau diese Tendenz wird durch die Bildungspolitk noch befördert.

        Zu den Piraten : Ich habe den Eindruck, dass einige von denen nichts dagegen hätten, „Sklavenhalter“ der künftigen „Internetsklaven“ zu werden.
        mit freundlichen Grüssen
        Lucia

        • Ich verstehe Ihre Bedenken.
          Allerdings beleuchten Sie – wie in Deutschland besonders propagiert, weil die Machthaber das Internet fürchten – die negativen Auswirkungen des Internets überproportional. Das wurde ebenso getan als es Bücher und Zeitungen zu kaufen gab, als das Fernsehen und vorher das Radio üblich wurden und plötzlich jeder an Wissen heran kam, das bisher nur einer kleinen ausgewählten Schicht vorbehalten war. Damals wurden übrigens die selben Argumente benutzt, wie Sie auch heute wieder strapaziert werden.

          Und ich möchte die positiven Auswirkungen des Internets noch einmal betonen:
          Ich würde nicht Bekannte in der ganzen Welt haben, würde viele Menschen nicht kennen gelernt haben, würde nicht wissen, was in Pakistan, Indien, in Russland, in den USA, Libyen, Syrien, Irak oder Afghanistan tatsächlich geschieht, wenn es das Internet nicht gäbe. Und damit glaube ich die Lügen der Mainstreampresse nicht mehr! Und genau das fürchten die Machthaber unserer Erde!

          Zum Schluss ist es wie mit jede Technik (wie ich bereits oben schrieb): Es kommt darauf an, wer sie in die Hände bekommt und ob sie zum Nutzen der Menschen oder zu ihrem Schaden benutzt wird. Darum ist es so wichtig, ACTA, SOPA und PIPA zu verhindern, damit das Internet ein Werkzeug bleibt, mit dessen Hilfe die „Ideen Sex haben“ können:

        • Lucia

          @ Solveigh Calderin
          Sie haben dank Internet Menschen kennengelernt, denen Sie vertrauen und deren Aussagen Sie glauben können. Ich nehme an, das ist das Ergebnis eines langen Prozesses und grossen Engagements an Zeit und Interesse. Gibt es viele solche Menschen wie Sie ? Ich will ja auch hoffen, dass aus solchen Kontakten wirklich eine Re-information enstehen kann, die nicht nur Nischen einer unabhängigeren und freieren Kommunikation schafft, sondern tatsächlich eine Bewegung die viele Menschen ergreift, so dass sie nicht mehr ignoriert werden kann.
          Aber gerade im Hinblick auf die Geschehnisse in Lybien, Syrien, im Iran, Irak …. etc berufen sich die Massenmedien jetzt auf angeblich authentische Informationen und Handybilder aus dem Net, deren Quellen nicht verifizierbar sind und die als Manipulationsgrundlage dienen. Ich stimme absolut zu, dass es wichtig ist, gegen die Verbote und Einschränkungen die das internet bedrohen zu kämpfen (womoglich sogar mit einigem Erfolg, weil hier auch das Interesse der Masse von Internetkonsumenten, die zb Gratisfilme etc herunterladen wollen, betroffen ist) Aber es gibt bereits den massiven Missbrauch des Internets durch die Medien, den Missbrauch von Blogs durch falsche Blogger die Lobbygruppen vertreten etc Wie kann man das Internet DAVOR schützen ? Wie sehen Sie die Ambitionen von Facebook oder Google, jeweils zum exclusiven Fenster zur Welt zu werden ?
          Freundliche Grüsse
          Lucia

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