Jacob Jung: Jahresrückblick 2011

24.12.2011 – Das ausklingende 2011 besteht für mich aus 195 Artikeln. Es ist das erste Jahr, das ich aus der Perspektive des Bloggers erlebt habe. Im März erschien, damals noch zaghaft und fast verschämt, mein erster Beitrag. Mittlerweile melde ich mich fast täglich zu Wort und kann mir ein „Leben ohne Blog“ schon nicht mehr vorstellen. Hier sind meine persönlichen „Höhepunkte“ 2011.

Mein Jahresrückblick beginnt im März und hat keinen Anspruch auf Objektivität oder Vollständigkeit. Hier tauchen die Ereignisse auf, die mir aus verschiedenen Gründen im Gedächtnis hängengeblieben sind.

Ich wünsche all meinen Lesern schöne Weihnachtstage und einen guten Übergang in ein gutes Jahr 2012.

 

März 2011: Arbeitslosenzahlen

Jeden Monat veröffentlicht das Arbeitsministerium neue Erfolgsmeldungen in Sachen Arbeitslosigkeit. Die Bundesagentur für Arbeit hat hierzu die Gesamtheit aller Personen, die in Deutschland unter einem Beschäftigungsproblem leiden in vier Kategorien geteilt. Die offizielle Arbeitslosenquote bezieht sich dabei nur auf eine dieser Kategorien und berücksichtigt die anderen drei Gruppen nicht.

Mathematikstunde mit Ursula von der Leyen: Die deutsche Arbeitslosenstatistik

April 2011: Sarrazin bleibt in der SPD

Thilo Sarrazin hat die Fremdenfeindlichkeit salonfähig gemacht und dem deutschen Stammtischrassismus ein „wissenschaftliches“ Fundament verpasst. Drei Parteigremien haben seinen Ausschluss aus der SPD gefordert. Schon das erste Treffen der Schiedskommission endete mit einem „Freispruch“: Sarrazin darf SPD-Mitglied bleiben.

Die SPD klammert sich an den Rand und schafft Sarrazin nicht ab

Mai 2011: Osama bin Laden

In der Nacht zum 2. Mai erschießen US-Eliteeinheiten Osama bin Laden in seinem pakistanischen Haus und spalten damit die deutsche Öffentlichkeit in zwei Lager. Unter dem Titel „Ihr feigen Deutschen seid passiv-aggressiv! Der Massenmörder Osama Bin Laden ist zur Strecke gebracht – und wir sind Weltmeister im Moralisieren. Anti-Amerikanismus inklusive“ veröffentlicht Henryk M. Broder am 08. Mai 2011 einen Beitrag bei WELT ONLINE, in dem er die Kritiker der Tötung Osama Bin Ladens hart angeht und die Vormachtstellung der USA in der Weltpolitik rechtfertig.

Krieg, Lügen und Presse: Henryk M. Broder zündet die WELT an

Juni 2011: Im Zentrum der Macht

Die Regierung Merkel verliert Macht. Mit jeder Umfrage und mit jeder Landtagswahl wird deutlicher, dass eine Fortsetzung der schwarz-gelben Regierung ab 2013 am Wegfall der FDP scheitern wird. Merkel hat sich allerdings nicht seit Jahren durch die Unions-Herrenriege gebissen, um demnächst auf der Oppositionsbank zu verkümmern: Deshalb ist die Kanzlerin jetzt auf Brautschau und nutzt Fukushima als Mitgift für ihr Werben um die Grünen.

Angela Merkel: Schwarze Witwe auf Brautschau

Juli 2011: Terror in Oslo

Der christlich-fundamentalistische, rechtsradikale Terrorist Anders Behring Breivik tötet am 22. Juli in Norwegen insgesamt 77 Menschen. Der TV-Sender Phoenix überträgt bis zum frühen Abend ein Oslo-Special mit wechselnden Moderatoren und Experten. Während der ersten Stunden wird vom Studio aus mehrmals mit Rolf Tophoven, dem Leiter des Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik, telefoniert. Der selbst ernannte Terror-Experte, Gastautor bei Springer und Publizist mit Themen-Schwerpunkt militanter Islamismus erkennt an den ersten Bildern aus Norwegen unverkennbar die Handschrift islamistischer Terroristen.

Terror in Oslo: Im Zweifel war’s ein Islamist

August 2011: Linkspartei in der Krise

Von unterstellter DDR-Nähe über den Kommunismus- und Antisemitismus-Vorwurf bis hin zur angeblichen Mauer-Verherrlichung und unkritischen Kuba-Solidarität: Kein konstruierter Vorwurf ist abwegig genug, dass sich die Partei, ihre Gremien und Funktionsträger nicht in epischer Breite damit beschäftigen würden. Man wünscht sich, dass DIE LINKE. wieder damit beginnt, die Regierung statt ihrer eigenen Anhänger, Sympathisanten und Mitglieder zu nerven.

Liebe Linkspartei: Ihr nervt

September 2011: Wer sind die PIRATEN?

Der Berliner Wahlsonntag ist ein großer Tag für die Piratenpartei Deutschland. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus gelingt der Partei mit 8,9 Prozent der Stimmen erstmalig der Einzug in ein Landesparlament. Sie stellt künftig 15 Sitze im Abgeordnetenhaus. Wer sind die PIRATEN, die das Berliner Abgeordnetenhaus aus dem Stand mit einem beeindruckenden Ergebnis geentert haben? Welche politischen Ziele verfolgt die Partei und welche Rolle könnte sie ab 2013 auf bundespolitischer Ebene spielen?

Berlin hat gewählt: Wer sind die PIRATEN?

Oktober 2011: Muammar al-Gaddafi

Muammar al-Gaddafi wird in Sirte von den Truppen der Übergangsregierung getötet. Verwackelte Aufnahmen von Handy-Kameras zeigen die letzten Augenblicke im Leben des Mannes, der noch vor wenigen Monaten von aller Welt als eigenwilliger Staatschef hofiert wurde. Wer die Bilder betrachtet, auf denen man sehen kann, wie Gaddafi halbnackt, angeschossen, blutüberströmt und halb bewusstlos von einer johlenden Menge bewaffneter Rebellen durch die Straßen gezerrt wird und sich angesichts dessen über einen Sieg der Freiheit, der Menschenrechte und der Demokratie freut, der macht es sich zu einfach.

Die Tötungskultur des Westens

November 2011: Nazi-Morde

Zwischen September 2000 und April 2007 töten Mitglieder einer rechtsextremistischen Terrorzelle insgesamt zehn Menschen. Bei den Opfern handelt es sich um acht Männer türkischer Herkunft, einen Griechen und eine Polizistin. Staat und Behörden verorten die Taten im privaten Umfeld der Opfer. Die Aufklärung der Mordserie ist von Ermittlungsfehlern und der bislang ungeklärten Rolle des Verfassungsschutzes gekennzeichnet. Die Bundesregierung verweigert den Angehörigen der Opfer ihre öffentliche Anteilnahme und Entschuldigung. Bundespräsident Wulff will stattdessen hinter verschlossenen Türen ein vertrauliches Gespräch mit den Betroffenen führen.

Nazi-Morde: Der Staat und seine Opfer

Dezember 2011: Zur Lage der Nation

Aus einem Land mit einer beeindruckenden Kultur, mit einer wunderbaren Sprache, mit herrlichen Landschaften, mit einer unbeschreiblichen Vielfalt und mit tollen Menschen aus allen Regionen der Welt ist ein verkommener Affenstall geworden. Eine unwürdige Parodie auf einen gerechten, solidarischen, friedlichen und sozialen Staat, ein korruptes Konglomerat aus privaten Seilschaften, die aus niederen Beweggründen und unstillbarer Gier alles verraten, was gut, richtig und erstrebenswert ist.

Wir sind Deutschland

22 Kommentare

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22 Antworten zu “Jacob Jung: Jahresrückblick 2011

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  2. Die Gedanken sind frei

    Dann bedanke ich mich bei dieser Gelegenheit für die tollen informativen Blog, die viele Arbeit und Mühe, die dahinter steckt
    und wünsche Dir und Deiner Familie ein fröhliches Weihnachten ★ , ein paar erholsame Tage
    alles Gute für 2012: Weiter so!

    Hilde

  3. Pingback: Aus- und Rückblicke | bo valentin

  4. Herbst

    Hallo Jacob,

    vielen Dank für deinen sehr guten Blog. Er ist nicht nur für mich sehr lehrreich, und ich empfehle ihn immer wieder gern weiter. Ich wünsche Dir schöne Feiertage und einen guten Übergang in das Jahr 2012. Es wird nicht einfacher werden. Bleiben wir wachsam!

    Liebe Grüße

    Gerda

  5. Lieber Jacob Jung, DANKE für diesen Blog und die viele Arbeit die Du Dir damit machst.
    Frohe Weihnachten und ein besseres Jahr 2012 für alle Menschen, mit vielen neuen spannenden Artikel von Dir.

  6. Vielen Dank für diesen Blog.

    Er ist genau das, was wir in dieser Zeit brauchen. Es gab viele gute und aufschlussreiche Diskussionen, die zeigen, dass es Zeit für einen Wandel ist. Du bietest eine Plattform für diese notwendigen Diskussionen.

    Ich wünsche Dir, Deiner Familie und Freunden frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr 2012 mit vielen weiteren Artikeln – und wer weiß, was noch alles geschieht….

  7. Ich möchte mich ebenfalls bedanken, lieber Jacob, und Dir ein frohes Fest wünschen. Den Weihnachtsgruß meines Teams und des Ybersinn-Orakels kannst Du Dir bei Lust auch hier abholen:
    http://www.ybersinn.de/2011/12/24/frohes-fest-euch-allen/

  8. Floh

    Ich lese immer voller Erwartung Deinen Blog.
    Aber auch sehr gerne die Kommentare auf Deine Artikel .
    Zeigen diese doch das man nicht alleine ist mit seiner kritischen Auffassung zum Tagesgeschehen in dieser Republik .
    Hoffentlich geht Dir oder uns die Puste dabei nicht aus immer wieder auf Mißstände hinzuweisen . Der Gegner und seine Waffen sind scharf und je weiter er in die Enge getrieben wird um so Aggressiver wird auch seine Verschleierungstaktik .
    Vielen Dank und ein frohes Fest . Man liest sich.

  9. Floh

    Ach Jacob , die Angela im Eingansfoto, in dieser Pose zwischen den Herren, ist natürlich reiner Zufall. Aber bezeichnend für die Zustände und den Umgang mit Neonazis in dieser Republik .

  10. fischi

    Ich wünsche allen die hier lesen oder sich beteiligen ei schönes Weihnachten.
    Besonders Jacob der hier eine sehr gute Arbeit macht und uns diesen Blog
    als Diskussionsgrundlage zur Verfügung stellt.

  11. Peter Petereit

    Dir Jacob und Euch, die Ihr dies lest, ein besinnliche Feiertage. Und einen guten Start ins neue Jahr.
    Pusteblumenzeit ist längst vorbei. Aber sie kommt wieder. So, wie mich morgen das Kind, für welches ich das Gedicht mal schrieb, besuchen wird.

    Pusteblume

    Es wogt ganz sacht, das Blumenmeer,
    in stetig lauem Wind.
    Inmitten all der Blütenpracht liegst Du,
    ein Menschenkind.

    Staunst über tausendfachen Flimmer,
    einer Pusteblume, wie Du sie wohl nennst.
    Sehr still, und atemlos noch immer,
    ein Stückchen Welt, und Du erkennst.

    Mit Deiner Hand, der unbeholf’nen, lieben,
    hüllst Du dies Wunder der Natur.
    Umsonst, die winz’gen Schirme fliegen
    taumelnd, tanzend in die Flur.

    Seh ich in Deine Augen, jetzt, mein Kind,
    ist mir, als ahnst Du dieser Welt Gefahren.
    Doch weht für neues Sein der heut’ge Wind,
    vor Stürmen will ich Dich bewahren.

  12. Keep it coming, JJ! Fight the power !

  13. Möge dein Blog mit uns alt werden und bunt bleiben.

  14. Lange möge uns dieser Blog erhalten bleiben.

    Schöne Feiertage und Gruß

    Jörg Malinowski

  15. Pingback: Jacobs Woche (18.12. – 24.12.2011) | Jacob Jung Blog

  16. Pingback: Jacobs Woche (18.12. – 24.12.2011) | Die besten deutschen Blogs aller Zeiten

  17. King Nothing

    Auch ich möchte mich anschließen und „Danke“ sagen und hoffe, du hattest und hast noch ein schönes Weihnachtsfest und startest gut ins nächste Jahr.

    Und ich hoffe, daß dein Blog der Netzgemeinde noch lange erhalten bleiben wird.

  18. K. Seidel

    Hallo Jakob,
    ausgezeichnete Arbeit!
    Aber: „Das Was bedenke, mehr bedenke Wie.“
    (Johann Wolfgang von Goethe)
    Damit möchte ich Dich auf ein weiteres Betätigungsfeld hinweisen.
    Wie kann ich mit Dir in Kontakt treten?
    Beste Wünsche für 2012.

    K. Seidel

  19. Netter Blog. Wünsche viel Mut (den braucht man, wenn man nicht anonym ist). Ändert tut sich aber doch nichts wesentlich. Zumindest aber eine prima Selbsttherapie, wenn man die Zeit erübrigen kann/will. Ich hab’s aufgegeben, nicht mehr nötig. Alles raus, was raus mußte 😉 Den Irrsinn zu kommentieren wäre ansonsten endlos, das macht dann auf Dauer erst recht krank.

    Rubber Bot

  20. awmrkl

    Der „Affenstall“ ist m.E. eine Beleidigung der Affen! Bitte beachten!

    „Menschenstall“ ist die richtigere Bezeichnung …

    AAhhrgghhh …

  21. hallo,
    ich schreib das mal hierher, auch wenn es mehr ein wunsch für 2012 ist.
    was ich mir wünsche ist ein breiteres verständnis der linken für die esm-vertrags problematik ( stichwort eurokrise – rettungsschirm permanenter art ) die von unserer frau angela bald verabschiedet wird, unsere demokratie nachhaltig belasten wenn nicht gar zerstören wird.
    hier fehlt mir eine breite oppostion. hier versagt die oppostion.
    ich finde das bitter und enttäuschend.

    was ich mir wünsche zweiter punkt ist ein breiteres verständnis der target 2 probleme die wir uns auflasten.
    wer mit dem stichwort nichts anfangen kann mag bitte unter http://www.querschuesse.de nachlesen. es ist ein drama wie hier unser geld ( stand dato nahezu 500 mrd euro ) den anderen nationalbanken des euroraums gegeben wird, mit dem großen risiko es nie wieder zu sehen.
    auch hier fehlen mir die medien, fehlen mir dei linken – gleich in welcher partei ! – die dagegen opponieren wie eine bundesbank steuergeld sinnlos in den sand setzt.

    ich gebe zu das es nun sehr kurz rüberkommen mag und mit sicherheit besser und strukturierter dargelegt werden kann.
    aber … es sind nur meine wünsche und wir müssen nach meiner ansicht etwas draus machen damit das desaster eurokrise nicht noch dramatischere formen annimmt als eh bereits jetzt schon. frau angela wird sich einen teufel drum scheren. also ist die oppostion gefordert und ich fordere sie hiermit hierzu auf.

    leider versagt die spd gnadenlos in diesen beiden punkten.
    im gegenteil alle bemühungen es rüberzubringen werden missachtet.
    daher werde ich 2012 die segel dort streichen;
    verzeiht mir diese sehr persönlichen worte zum abschluss.

    allen ein gutes gelingen ihrer vorsätze, ziele und wünsche in 2012. es wird nicht einfach, wie auch.

    grüße
    philipp johannes

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